Mit Windkraft auf den Anlegermarkt

■ Der politische, wirtschaftliche und ökologische Druck wird sich auf die Chancen der erneuerbaren Energien positiv auswirken. Für Investoren ist das Wachstum interessant. Was bei Kapitalanlagen in Windene

Die Kombination von ökologischen und steuerlichen Aspekten bewegt die meisten Anleger dazu, sich an Windenergieprojekten zu beteiligen. Es sind diese privaten Beteiligungen an den sogenannten geschlossenen Fonds, die der Windenergie zu dem phänomenalen Wachstum der vergangenen Jahre verholfen hat. Ende 1998 werden, so der Bundesverband Windenergie (BWE), etwa 6.000 Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 3.000 Megawatt (MW) in Deutschland Strom erzeugen. Der Zuwachs allein in diesem Jahr liegt bei nahezu 50 Prozent. Und über 95 Prozent aller bislang in Deutschland betriebenen Windenergieanlagen sind von privaten Investoren errichtet worden. Die Windenergie zehrt jedoch nicht nur von Umweltschützern, die zufällig Steuern sparen müssen. Auch als wirtschaftliche Investition ist die Windenergieerzeugung mittlerweile ein seriöses unternehmerisches Engagement, das dem ökologischen Bewußtsein entgegenkommt. Ermöglicht wird dies vor allem durch das Stromeinspeisungsgesetz von 1991, das die Netzbetreiber und Energieversorgungsunternehmen verpflichtet, Strom aus Windenergieanlagen abzunehmen.

90 Prozent des Endabnehmerpreises werden gesetzlich garantiert. Im kommenden Jahr sind das immerhin 16,52 Pfennig pro Kilowattstunde in das öffentliche Netz eingespeisten Stroms (Pf/kWh), Tendenz steigend, wie die jüngst angekündigte Erhöhung des Strompreises um 2 Pf/kWh für das kommende Jahr erweist.

Eine Kapitalbeteiligung in eine Windenergieanlage, sei es als Einzelinvestor oder in Form einer Beteiligung an einem Windkraftfonds, sollte also im Rahmen der Streuung von Kapitalanlagen und Kapitalrisiken in ein Anlagenportfeuille aufgenommen werden.

Prognostizieren läßt sich, daß die erneuerbaren Energien und damit auch die Windenergie für die kommenden Jahrzehnte eine der interessantesten Wachstumsbranchen auf dem Finanzmarkt sind. Von der neuen rot-grünen Regierungskoalition sind sogar noch stärkere Impulse als von der bisherigen zugunsten der erneuerbaren Energien zu erwarten, haben sie sich doch auch als ernstzunehmender Faktor auf dem Arbeitsmarkt erwiesen. Die Steuerreform der rot-grünen Koalition sieht zudem eine Umverteilung zu Lasten der Energiekosten vor, die sich direkt positiv auf die Einnahmen der Windmüller auswirken wird. Nicht nur das: Unabhängig davon, welches Szenario für einen Ausstieg aus der Atomenergie letztlich umgesetzt wird, muß die neue Bundesregierung den Ausbau der erneuerbaren Energien forcieren. Hier hat die Windenergie zur Zeit gegenüber Wasserkraft und Photovoltaik einen ansehnlichen Kosten- und Standortvorteil. Planungen für Off-shore- Anlagen lassen weiteren Finanzbedarf erwarten. Diese Perspektive wird dadurch erhärtet, daß sich in jüngster Zeit bundesdeutsche wie auch internationale Großunternehmen in eher mittelständisch strukturierte Herstellerfirmen von Windenergieanlagen eingekauft haben.

Auch nach Vorstellungen der Europäischen Union wird das 21. Jahrhundert im Zeichen der erneuerbaren Energien stehen, wobei Windkraft daran einen bedeutenden Marktanteil haben wird. Nach einer Studie des Ölmultis Shell wird der Anteil der gesamten erneuerbaren Energien Mitte des nächsten Jahrhunderts bei etwa 50 Prozent liegen, wobei allein bis zum Jahr 2010 der Stromverbrauch global um bis zu 70 Prozent zunehmen wird. Der politische, wirtschaftliche und ökologische Druck, der durch solch globale Trends entsteht, wird sich wiederum auf die Marktchancen der erneuerbaren Energien positiv auswirken.

Einige Vorteile der Investition in Windkraftanlagen: Die Bauphase ist kurz, der Bau wird von vielen Gemeinden unterstützt. Nach Fertigstellung der Infrastruktur ist eine Windkraftanlage in ein bis zwei Tagen errichtet und kann sofort an das öffentliche Stromnetz gehen. Auch ist das Absatzrisiko gering, denn dem Betreiber einer Windenergieanlage wird die Abnahme des Stroms gesetzlich garantiert. Der Betriebsausfall ist zudem weitgehend versicherbar. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau sowie die Deutsche Ausgleichsbank geben zinsgünstige Darlehen, manche Bundesländer außerdem Fördermittel in Form von Zuschüssen oder Zinsermäßigungen. Die Lebensdauer wird mit 20 Jahren prognostiziert, die Abschreibungsdauer hingegen liegt bei 12 Jahren. Karl W. Gude / Walter Delabar