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Gedenken an die Pogromnacht

Immer noch ist die Legende verbreitet, daß im liberalen Hamburg unter dem Nazi-Regime „alles nicht so schlimm“ gewesen sei. Bei der gestrigen Gedenkveranstaltung auf dem Joseph-Carlebach-Platz (Foto), wo bis 1939 die größte Synagoge Hamburgs stand, wurde diese Behauptung am Beispiel des Novemberpogroms jedoch aufs neue widerlegt. Jürgen Sielemann vom Staatsarchiv wies darauf hin, daß die schlimmsten Ausschreitungen in Hamburg begannen, nachdem Reichspropagandaminister Goebbels am 10. November 1938 das Ende der „Aktionen gegen das Judentum“ verkündet hatte. Die Bevölkerung sah zu oder machte mit. „Die Jüngeren schienen amüsiert. Die anderen standen meist schweigend herum. Einige grinsten schadenfroh“, berichtete der Zeitzeuge Slomo Schwarzschild, der damals als 14jähriger Schüler vor der demolierten Synagoge stand. Aus dem Schutt sammelte er einige bunte Glasscherben, die heute eingerahmt über seinem Bett hängen.

Nach der Nacht vom 9. auf den 10. November „wußten die Verantwortlichen, daß sie keine Rücksicht mehr nehmen mußten“, erinnerte Schulsenatorin Rosemarie Raab (SPD) in der Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule in der Karolinenstraße. Das Gebäude trägt seit gestern den Namen des letzten Schulleiters, Alberto Jonas. So lange es möglich war, organisierte er Kindertransporte ins Ausland und rettete damit viele SchülerInnen vor der Ermordung. Im Frühjahr 1942 wurde die Schule – die letzte, die für jüdische Jugendliche in Hamburg noch geöffnet war – auf Befehl des Gauleiters Karl Kaufmann geschlossen; die Familie Jonas wurde nach Theresienstadt deportiert. Alberto Jonas starb dort nach wenigen Wochen an Hunger und Strapazen.

jam/ Foto: Henning Scholz

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