■ Holocaust als Komödie?
: Weinender Clown

Als Erzähler des unglaublichen Vorgangs wäre Roberto Benigni zwar herausgehoben, aber nur einer unter anderen gewesen. Doch er lehnte die Rolle ab, die ihm Radu Mihaileanu 1996 in „Train de vie“ angetragen hatte (taz vom 12.9.).

Doch der Film des rumänischen Regisseurs über die Juden eines osteuropäischen Schtetl, die, um ihrer Deportation zu entgehen, einen Zug organisieren, von dem sie behaupten, er würde für das Vernichtungslager fertiggemacht, ist nicht die erste Komödie, die vom Holocaust handelt. (Sowohl Chaplins „The Great Dictator“ wie Lubitschs „To Be or Not to Be“ entstanden, bevor man von den Todeslagern wußte.) Sie stammt von Jerry Lewis und heißt „The Day the Clown Cried“. Der Film, der auf dem Drehbuch der Autorin Joan O'Brien basiert, erzählt die Geschichte des deutschen Clowns Helmut Doork, der von der SS dazu benutzt wird, die Kinder eines Vernichtungslagers in die Gaskammer zu führen. Interessanterweise ist der Held keineswegs ein durchweg Guter wie Benignis Guido, sondern ein sich selbst bemitleidender, politisch unangepaßter Alkoholiker. 1965 war Jerry Lewis von seinem Agenten erstmals auf diese Rolle aufmerksam gemacht worden. Aber Lewis lehnte ab. Doch 1971, als er in Paris von einem französischen Produzenten erneut auf die Geschichte angesprochen wurde, sagte er zu. Als die Produktion, die 1972 auf einem Militärgelände in Schweden gedreht wurde, an der Finanzierung zu scheitern drohte, beteiligte er sich sogar mit eigenem Geld.

„The Day the Clown Cried“ ist bis heute nicht veröffentlicht. Angeblich sind Rechteprobleme zwischen Joan O'Brien und Jerry Lewis einerseits und dem französischen Produzenten andererseits daran schuld. „Ich besitze nur die Rechte an den letzten drei Szenen des Films“, schreibt der Schauspieler in seiner Autobiographie, „Jerry Lewis in Person“, „hoffe aber, daß ihn das Publikum eines Tages sehen wird. Jedes Kind auf dieser Welt muß wissen, daß es so etwas wie den Holocaust gegeben hat.“ bw