Klimaziel unerreichbar

■ Esso: Wegen Atomausstieg kann Rot-Grün bis 2005 nur 15 Prozent Kohlendioxid sparen

Berlin (taz/dpa) – Ohne erhebliche Einbußen beim Lebensstandard wird die Bundesregierung das Klimaziel nicht mehr erreichen. So das Ergebnis der jüngsten Energieprognose des Mineralölkonzerns Esso. 25 Prozent weniger Kohlendioxidausstoß bis zum Jahr 2005 im Vergleich zu 1990 habe die Regierung angepeilt, möglich sei jedoch nur ein Abbau um 14,5 Prozent. Der Ersatz eines Teiles der derzeit 19 deutschen AKW torpediere den Klimaschutz. Klimaschutz und Atomausstieg seien, sagte Esso- Direktor Rainer Haegermann, „ein Widersprich in sich, der nicht lösbar ist“. Esso geht davon aus, daß der Anteil der Kernenergie bis 2020 um fünf Prozent sinken wird.

Das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie hatte dagegen festgestellt, daß bis zum Jahr 2005 gleichzeitig die Risiken der Atomenergie vermieden und der Ausstoß an Treibhausgasen gemindert werden könne. „Klimaschutzstrategien sind nicht mit Einbußen des Lebensstandards gleichzusetzen“, sagt Manfred Fischedick vom Wuppertal Institut. Moderne Techniken böten ein großes Potential, Energie einzusparen. Um das geplante Klimaschutzziel noch erreichen zu können, müsse man zügig handeln. Esso prognostiziert, daß durch Energiesparen der Verbrauch bis 2020 um fünf Prozent sinken werde – legt man zwei Prozent Wachstum pro Jahr zugrunde. Die Erhöhung des Spritpreises um sechs Pfennig durch die Koalition nannte der Esso-Direktor „moderat“ im Vergleich zu früheren Erhöhungen. Trotz wachsenden Autoverkehrs bis 2020 werden laut Esso-Prognose die Schadstoffemissionen sinken. 69 Prozent weniger Stickoxide und 76 Prozent weniger Kohlenwasserstoffe würden durch mehr Katalysatoren und strengere Richtlinien für den Schwefel- und Benzolgehalt im Sprit erreicht. Außerdem werde der Verbrauch um ein Fünftel zurückgehen.

Fischedick vom Wuppertal Institut hält diese Annahme für zu pessimistisch: Mit 6,2 Litern bei Benzin- und 4,3 Litern bei Dieselfahrzeugen seien die angenommenen Verbrauchswerte viel zu hoch angesetzt. Für „ein Unding“ hält er den Esso-Vorschlag, durch den Ausbau von Straßen Stauverkehr zu vermeiden. Zwar werde im Stau unnötig Sprit vergeudet, aber „mehr Straßen bedeuten schlicht mehr Verkehr.“ Regine Wlassitschau