: Aids noch lange nicht gebannt
■ Experten ziehen Bilanz zum Welt-Aids-Tag: Die Epidemie grassiert weiter. Durchschlagende Heilkonzepte fehlen nach wie vor. Gesundheitsministerin Fischer baut auf Vorbeugung
Bonn/Berlin (AP/dpa/taz) – Die Aids-Epidemie ist nach Einschätzung von Experten weitgehend außer Kontrolle. „In diesem Jahr werden sich weltweit 5,8 Millionen Menschen mit dem Immunschwächevirus HIV infizieren und 2,5 Millionen an Aids sterben.“ Diese alarmierende Bilanz zog gestern der Leiter der Aids-Arbeitsgruppe am Berliner Robert-Koch-Institut, Ulrich Marcus. Anläßlich des heutigen Welt-Aids-Tages hat Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer angekündigt, die Mittel für die Aids-Prävention aufzustocken: „Solange es kein durchschlagendes Heilkonzept und keinen Impfstoff gibt, bleibt Prävention unser wichtigstes Instrument im Kampf gegen Aids.“ Sie verwies auf die jüngste Erhebung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, nach der Informationen über Aids weniger als in den Vorjahren wahrgenommen würden.
Marcus schätzt die Situation in Deutschland als „relativ günstig“ ein. In der Bundesrepublik würden jährlich 2.000 bis 2.500 Infektionen bekannt. Dank besserer Medikamente, die den Ausbruch von Aids hinausschieben, sei die Zahl der Aids-Erkrankungen von 1994 bis 1997 von mehr als 2.000 auf 800 gesunken. Allerdings wird „diese Zahl schon in den nächsten zwei Jahren wieder steigen, weil die HIV-Infizierten Resistenzen gegen die Aids-Hemmer entwickeln“, warnte Marcus. Zu einem neuen Aids-Test, der den Erreger in einer Minute nachweisen soll, sagte er: „Die Schnelligkeit eines Tests ist nicht so wichtig.“ Die Frage sei, was mit den Menschen passiere, wenn sie wissen, daß sie infiziert sind.
„95 Prozent der Infizierten leben in Entwicklungsländern“, betonte Stefan Etgeton, Geschäftsführer der Deutschen Aids-Hilfe. „Allein in Simbabwe wird mit 2.500 Toten pro Woche gerechnet.“ In den USA sei unter den Schwarzen mittleren Alters Aids die Todesursache Nummer eins. „Armut ist der Motor der Seuche, nicht Promiskuität“, betonte er. cva
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen