: Betr.: "Die jüdische Welt von gestern"
Das ist Ezrielke, der Schammes und Schabbes-Klaper von Biala (Russisch Polen) im Jahr 1926. Mit seinem Hämmern auf die Fensterläden beginnt der Sabbat. Derlei folkloristische Bilder vom osteuropäischen Judentum sind jedoch nur ein Kapitel im Fotoband „Die jüdische Welt von gestern“, herausgegeben von Rachel Salamander, der jetzt in einer preisgünstigen Ausgabe bei dtv vorliegt. Der Bogen ist weit gespannt und reicht von den jüdischen Wurzeln in Religion und Familie über Aufstieg und Assimilation ins Großbürgertum bis zum Zionismus einerseits, Bücherverbrennung und Judenvernichtung andererseits. Das letzte Foto des Buches zeigt einen riesigen Brillenberg in Mauthausen. Am Anfang aber steht ein Grabstein vom jüdischen Friedhof in Kolin (Nordböhmen), dessen Inschrift ein Kommentar zur gegenwärtigen Gedenk-Debatte sein könnte: „Das Vergangene lebt nur in uns. Es bekommt seine historische Realität kraft unserer Erinnerung; einer Erinnerung, der die vergangenen Bilder und Worte ein Stück jetziges Bewußtsein werden.“
Die jüdische Welt von gestern
herausgegeben von Rachel Salamander
München 1998
320 Seiten, 38 Mark
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen