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Wiener Ex-Bürgermeister entlastet

■ Tschechiens Regierung: Spionagevorwürfe gegen Helmut Zilk haltlos

Wien (AFP) – Prag hat Wiens früheren Bürgermeister Helmut Zilk von dem Vorwurf entlastet, in den 60er Jahren für den tschechoslowakischen Geheimdienst spioniert zu haben. Die Anschuldigungen seien „ungerechtfertigt und unbewiesen“, sagte der tschechische Botschafter in Österreich, Jiři Grusa, gestern. Der 71jährige Zilk, der die Vorwürfe stets vehement zurückgewiesen hatte, sagte: „Ich bin nicht überrascht, aber glücklich.“ Tschechiens Präsident Václav Havel lud den Ex-Bürgermeister für Dienstag nach Prag ein.

Wegen der ungeklärten Vorwürfe hatte Havel im Oktober die Verleihung eines wichtigen tschechischen Ordens an Zilk kurzfristig abgesagt. Die Süddeutsche Zeitung hatte zuvor berichtet, Zilk habe in den 50er und 60er Jahren bezahlte Spitzeldienste für das damals kommunistische Nachbarland geleistet.

Ein Sprecher der tschechischen Regierung sagte, Havel habe vom tschechischen Innenministerium einen Bericht in der Sache Zilk erhalten. Darin seien die Ergebnisse einer ausführlichen Untersuchung der Vorwürfe dargelegt. Havel hatte Zilk bereits in einem Fernsehinterview Anfang November indirekt von den Spionagevorwürfen entlastet. Er hatte von einer „Falle“ für den tschechischen Staat gesprochen, allerdings nicht gesagt, wer hinter den Anschuldigungen stecke.

Kurz nach dem Bericht der Süddeutschen Zeitung hatte das tschechische Präsidialamt Ende Oktober bekanntgegeben, es verfüge über Informationen, die die Anschuldigungen bestätigten. Nach dem Zeitungsbericht hätten seine Informationen zur Festnahme mehrerer Dissidenten geführt. Zilk dagegen betonte stets, er habe zu jener Zeit als Journalist „alles getan“, um die Reformbewegung des Prager Frühlings zu unterstützen.

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