: Rechte Gewalt bedroht das Investitionsklima
■ Nach der Beschwerde eines Unternehmers berät „Sicherheitsbeirat“ im Bezirk Treptow über Gegenstrategien. Investor fordert „zero tolerance“ gegen rechts. Wista dadurch nicht gefährdet
Rechte Gewalt könnte den Bezirk Treptow unter Umständen teuer zu stehen kommen. Weil ein Investor rassistische Pöbeleien gegenüber Mitarbeitern beklagt hat und um sein Unternehmen fürchtet, soll sich der Sicherheitsbeirat des Bezirks am morgigen Donnerstag mit Möglichkeiten der Prävention beschäftigen.
„Einer meiner besten Leute wurde auf offener Straße bedroht“, berichtet Klaus Heymann*. Jugendliche belästigten einen seiner Angestellten, einen gebürtigen Chinesen, mit rassistischen Sprüchen, als er in der Nähe seiner Arbeitsstelle eine Wohnung suchte. Auch seine Putzfrau, so berichtet der Unternehmer, sei von ihrem Nachbarn „massiv eingeschüchtert“ worden. Der habe mit seinen Gesinnungsgenossen im Garten rechte Zusammenkünfte abgehalten, mit Parteiabzeichen und Fahne. Seine Angestellte habe den Druck schließlich nicht mehr ertragen und sei ausgezogen.
Endgültig alarmiert sei er gewesen, als am Abend der Bundestagswahl eine Gruppe Jugendlicher mit „Sieg Heil, jetzt kommen wir“- Rufen durch die Straßen gezogen sei.
„Die Vorfälle sind nicht relevant für die Polizeistatistik. Aber sie belasten die Atmosphäre“, sagt Heymann. Spontan schrieb er eine Beschwerde an den Bezirksbügermeister: „Hätten wir gewußt, was uns hier erwartet, hätten wir hier niemals investiert.“ Eine Formulierung, die ihm im Rückblick zu hart erscheint: „Alle haben die Beschwerde sofort ernst genommen.“ Heymann selbst fordert mehr polizeiliche Präsenz, „zero tolerance gegen rechts“, wie er sagt.
Auch ein Sprecher des Landesamtes für Verfassungsschutz warnt vor der rechten Szene im Bezirk: „Die für uns relevanten Rechtsextremisten kommen aus Treptow.“
„Die Wahlergebnisse rechter Parteien sind nicht höher als woanders“, korrigiert Bezirksbürgermeister Siegfried Stock (SPD) das Bild der braunen Zone. Das Problem sei eine Clique, die sich durch extreme Gewaltbereitschaft auszeichne.
„Turnusmäßig ganz normal“ wolle man jetzt im Sicherheitsbeirat mit dem Rechtsextremismusexperten Bernd Wagner Möglichkeiten der Aufklärung diskutieren.
Den „Wissenschaftsstandort Adlerhof“ (Wista) mit seinen 3.175 Mitarbeitern sieht Stock aber nicht gefährdet. Auch Ariane Baehr von der Pressestelle des Wista weiß nichts von rechten Überfällen: „Da gibt es in Neukölln mehr Probleme.“ Andreas Spannbauer
*Name von der Redaktion geändert
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