: Niendorfer Wiesenkompromiß
Bürgerbegehren gegen Bebauung vor dem Scheitern: Kompromißvorschlag wird am Montag im Ortsausschuß präsentiert ■ Von Elke Spanner
Das Bürgerbegehren läuft noch, doch fest steht schon heute: Die Wiese am Niendorfer Grünen Ring wird bebaut. Ein Teil der gegen die Bebauung aufbegehrenden AnwohnerInnen ist aus der Initiative „Niendorfer für den Grünen Ring“ ausgestiegen und hat mit der SPD und dem Investor einen Kompromißvorschlag ausgearbeitet.
Der wird am Montag im Ortsausschuß Niendorf präsentiert. Die Fraktionen von SPD, GAL und CDU sind davon höchst angetan. Sie werden diesen Vorschlag wohl alternativ zur Abstimmung stellen, sollten die übriggebliebenen „Niendorfer für den Grünen Ring“ ausreichend Unterschriften gegen die Bebauung sammeln und einen Bürgerentscheid erzwingen. Am Stimmensplitting dürfte dieser dann scheitern.
Zankapfel und Anstoß für das erste Hamburger Bürgerbegehren ist eine brachliegende Stoppelwiese Ecke Hadermannsweg/Wendlohstraße. Seit 1970 sieht der Bebauungsplan vor, hier einen öffentlichen Park zu schaffen. Doch die Wiese ist Privateigentum. Sie zu erwerben, habe der Stadt all die Jahre das Geld gefehlt, sagt Manfred Körner, SPDler in Niendorf. Nach dem Tod der Eigentümerin boten die Erben der Stadt an, einen Teil der Wiese als Park zur Verfügung zu stellen, sollten sie den anderen Teil mit Eigentumswohnungen bebauen dürfen.
Körner wittert darin die einmalige Chance, „endlich eine Grünfläche für Niendorf zu realisieren“. Claudia Petzold von der Initiative hingegen sieht mit der Bebauung die einmalige Chance verspielt, einen Park und vor allem einen Sportplatz für die angrenzende Grundschule zu errichten: „Die Bebauung richtet sich gegen die Interessen des Bezirkes.“
Doch der will auch Geld verdienen. „Ziehen alle gutbetuchten Leute ins Umland, verlieren wir hier Steuereinnahmen“, plädiert Körner für den Bau von Eigentumswohnungen in Niendorf. Auch GALierin Sonja Doering findet die Wiese für das Bauvorhaben „sehr geeignet“.
Der Fraktionsvorsitzende der CDU in Lokstedt, Kurt Behrens, meint, man könne die übrige Grünfläche so herrichten, daß die GrundschülerInnen dort auch Sport treiben können: „Vielleicht fällt eine 50-Meter-Laufbahn ab.“
Laut Kompromiß sollen nun nicht 70 Eigentumswohnungen gebaut werden, sondern nur 53. Statt 6000 Quadratmeter werden 7000 Quadratmeter Grünfläche erhalten bleiben, und die Bebauung wird „aufgelockerter“ sein.
Die konkrete Umsetzung ist jedoch durch das Bürgerbegehren bis zum März gestoppt. Einen Kompromißvorschlag vorzulegen, will die SPD nicht als Taktik verstanden wissen, den unliebsamen Bürgerwillen auszuhöhlen, sondern als politischen Reifeprozeß auf beiden Seiten. Körner: „Wir mußten das erste Mal auf der Straße zu einer inhaltlichen Sache Wahlkampf machen.“
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