: Kampf gegen die Wüsten bleibt eine Fata Morgana
■ UNO-Konferenz zur Ausbreitung von Wüsten endet ohne konkretes Programm. Eine Milliarde Menschen vom Verschwinden des Ackerbodens bedroht. Dürregebiete auch in Europa
Berlin/Dakar (AFP/taz) – Im Vergleich zu den Bodenschützern können die Klimaschützer nicht klagen: Mit dem Protokoll von Kyoto gibt es einen verbindlichen Fahrplan für die Reduzierung der Treibhausgase, der zwar schleppend, aber immerhin irgendwie umgesetzt wird. Für die Bekämpfung der Wüsten dagegen ist ein solcher handfester Fahrplan weiterhin eine Fata Morgana. Am Wochenende ging in der senegalesischen Hauptstadt Dakar die zweite UN-Konferenz zum Vordringen der Wüsten ohne konkretes Ergebnis zu Ende. Die knapp 2.000 Delegierten aus 132 Staaten und 500 nichtstaatlichen Gruppen verabschiedeten weder ein Programm zur Umsetzung der UN- Wüstenkonvention noch einen Aktionsplan.
Die Staaten beschlossen nur die Einrichtung eines ständigen Komitees, das die UN-Konvention umsetzt. Sie ist neben den Abkommen zum Klimaschutz und zur Artenvielfalt das dritte verbindliche Übereinkommen vom UN-Umweltgipfel von Rio de Janeiro 1992. Die Konvention trat 1996 in Kraft und bezeichnet die Wüstenbildung als globales Problem, das durch nachhaltige Entwicklung und faire Handelsbeziehungen zu bekämpfen ist. Das UN-Wüsten-Sekretariat zieht 1999 nach Bonn.
Das Ergebnis von Dakar wurde von den europäischen Staaten kritisiert. Die Bildung des Exekutivkomitees gehe „auf Kosten flexibler Maßnahmen vor Ort“, hieß es. Bereits früher hatte das unabhängige „Forum Umwelt & Entwicklung“ moniert, bei den Verhandlungen gehe es hauptsächlich um die Verteilung des Geldes und weniger um die Bekämpfung der Wüsten. „Die Industrieländer wollen Mittel nur umschichten, anstatt neue Gelder freizumachen. Die Länder des Südens hoffen zu sehr auf neue UN-Institutionen und unternehmen zu wenig, um die Ursachen national zu bekämpfen.“ Aus dem Bundesministerium für Entwicklung heißt es, die Konferenz solle den betroffenen Staaten helfen, ihre Programme gegen Wüsten so zu gestalten, daß sie dafür Geld aus internationalen Töpfen bekommen könnten.
Die weltweite Zerstörung fruchtbaren Bodens wird nach Meinung des wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung „in den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten sehr viel deutlicher zu spüren sein als die Folgen des globalen Klimawandels.“ Der Klimawandel werde durch die Ausbreitung der Trockengebiet noch zusätzlich beschleunigt. Nach UNO-Angaben ist rund ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche auf der Erde von Verwüstung bedroht. 250 Millionen Menschen leiden akut unter dem Verschwinden fruchtbaren Bodens, eine Milliarde Menschen sind davon bedroht. Drei Viertel Afrikas erleben Dürreperioden. Auch in Europa breiten sich etwa in Spanien, Portugal, Griechenland, Bulgarien und Rumänien die Trockengebiete aus. Weltweit nehmen nach Informationen des „Forums Umwelt & Entwicklung“ die Acker- und Weideflächen jährlich um zehn Millionen Hektar ab. Obwohl wegen der steigenden Weltbevölkerung „eigentlich eine Verdoppelung der Nahrungsmittelproduktion“ nötig sei, würden wegen des Bodenverlustes pro Jahr 12 Millionen Tonnen Getreide weniger produziert. „Massive Hungersnöte“ und „große Migrationsbewegungen“ seien die Folgen. Bernhard Pötter
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