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Virtuelle Welten im Wasserturm

Im Wasserturm im Schanzenpark soll ein 3D-Kino-Zentrum entstehen  ■ Von Gernot Knödler

In den Wasserturm im Schanzenpark sollen zwei 3D-Kinos, ein 3D-Simulator, ein Aquarium und ein Restaurant einziehen. Das ist die Idee zweier Hamburger für das denkmalgeschützte Gebäude, das der Münchener Architekte Ernest Joachim Storr Anfang der 90er Jahre kaufte. Der Kerngebietsausschuß Eimsbüttel debattierte gestern abend über das Projekt. Die Sitzung dauerte bei Redaktionsschluß noch an.

Zur Vorbereitung war vorige Woche eine Delegation von Bezirkspolitikern zum Filmegucken extra nach Bochum gefahren, wo eines von derzeit vier 3D-Imax-Kinos in Deutschland steht. „Nur dann kann man beurteilen, was man sich da reinholt“, sagt Bezirksamtsleiter Jürgen Mantell (SPD), „wenn man überhaupt zustimmen will.“

Mantell hatte den Wasserturm an Storr verkauft, weil die Kasse des Bezirks leer war und dieser den stark renovierungsbedürftigen Wasserturm nicht hätte erhalten können. Dabei war zunächst eine Mischnutzung anvisiert worden: Die Büros in den oberen Stockwerken sollten eine stadtteilbezogene öffentliche Nutzung unten finanzieren.

Diesem Konzept machten fallende Büromieten den Garaus, so daß Mantell mit dem Käufer einen städtebaulichen Vertrag schloß, in dem sich Storr verpflichtete, zwei Millionen Mark für soziale, stadtteilgebundene Zwecke an Eimsbüttel zu bezahlen, sobald er den Wasserturm gewerblich nutzen würde. Storr ließ sich ein Hotel im Turm genehmigen – als die Hoteliers jedoch der Drogenszene im Schanzenpark ansichtig wurden, machten sie einen Rückzieher.

Vor einem Jahr schließlich sprachen ihn der Informatiker Stephan Stahl und der Physiker Wolfgang Marquardt auf das 3D-Kino-Zentrum an. „Herr Storr war spontan begeistert“, erzählt Marquardt. Auch ein Geldgeber, ein amerikanischer Investmentfonds sei inzwischen gefunden. Stahl und Marquardt sehen für ihr Projekt Chancen, weil Imax und 3D-Kinos mit ihren Naturfilmen nicht nur die üblichen Kinogänger ansprächen.

Mit herkömmlichen Kinos, auch den multiplexen, haben Imaxe denn auch wenig zu tun: Ihr größeres Filmmaterial erzeugt schärfere Bilder und verlangt nach riesigen Leinwänden – im großen Saal sind 450 Quadratmeter geplant. 3D setzt noch eins drauf: Die Filme werden mit zwei Kameras gleichzeitig aus verschiedenen Blickwinkeln aufgenommen, wobei beide in unterschiedlichen Ebenen schwingendes (polarisiertes) Licht einfangen. Ähnlich wird der Film dann auf die Leinwand projiziert, auf der die Zuschauer mit verschieden polarisierten Brillengläsern zwei leicht versetzte Bilder sehen, mit denen ein räumlicher Eindruck erzeugt wird.

Das eigentliche 3D-Imax-Kino soll 350 bis 400 Plätze haben; dazu käme ein 150 bis 200 Plätze großer Saal für 3D-Laser und Multivisionsshows und ein Simulator mit 80 bis 100 Sitzen, die sich zu den 3D-Bildern passend bewegen.

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