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Deutsche Bank geht ins Kabelfernsehen

Für 900 Millionen Mark will die Bank das Fernsehkabelnetz der RWE/Veba-Tochter Otelo kaufen. Angeblich interessieren sich noch andere für die Strippen, die 2 Millionen Haushalte ans Netz anschließen  ■ Von Jens Uehlecke

Berlin (taz) – Die Deutsche Bank will das Fernsehkabelnetz von Otelo übernehmen. Die Deutsche-Bank-Tochter Morgan Grenfell habe 900 Millionen Mark geboten, sagte ein Sprecher des Otelo- Mutterkonzerns RWE. Außerdem gebe es noch weitere Kaufinteressenten. Bei der Unternehmenstochter werde schon seit längerer Zeit darüber nachgedacht, sich vom Kabelnetz zu trennen. Der Energieversorger RWE ist mit 37,5 Prozent an Otelo beteiligt.

Es sei nicht einsichtig, warum ein Unternehmen zwei Netze für Telekommunikation und Rundfunk nebeneinander betreiben sollte, sagte der RWE-Sprecher. Otelo solle sich statt dessen stärker auf sein Kerngeschäft – die Festnetz-Telefonie, Internetdienste und den Mobilfunk – konzentrieren. Darüber sei sich RWE mit dem Otelo-Hauptaktionär Veba einig. Otelo selbst wollte das Angebot gestern weder bestätigen noch dementieren.

Ein Sprecher der Deutschen Bank bezeichnete den Kauf als „reine Spekulation“. „Es macht durchaus Sinn“, das Kabelgeschäft von Otelo zu übernehmen: Eine Beteiligungsgesellschaft wie Morgan Grenfell könne einen Fonds bilden und die Anteile daran Privatanlegern verkaufen.

Otelo ist nach der Deutschen Telekom mit zwei Millionen Kunden der zweitgrößte deutsche Kabelfernsehanbieter. Die Telekom versorgt 17,6 Millionen Haushalte mit Programmen. 6,5 Millionen davon beliefert sie direkt, den Rest teilen sich zwischengeschaltete Anbieter wie etwa Otelo.

Im November hatten Zeitungen berichtet, die Deutsche Bank hätte 9 Milliarden Mark für das Kabelnetz der Telekom geboten. Sprecher beider Unternehmen haben das aber bislang dementiert. Ein Verkauf der Telekom-Kabel steht aber wahrscheinlich dennoch bevor. EU-Wettbewerbshüter Karel van Miert macht schon seit Monaten Druck auf den Ex-Monopolisten, weil er neben dem Kabelnetz noch ein flächendeckendes Telefonnetz betreibt.

Das Geschäft mit dem Fernsehkabel hat Zukunft. Das Rundfunknetz könnte schon bald zum interaktiven Multimedianetz aufgerüstet werden: Internetzugänge und günstiges Telefonieren würden dann ebenso selbstverständlich zum Angebot der neuen Netzbetreiber gehören wie jetzt Rundfunk und Pay-TV. Daß RWE und Veba aber die milliardenschweren Investitionen scheuen, die dazu nötig sind, liegt nahe. Bislang hat ihnen Otelo nämlich nur Milliardenverluste beschert. Der Spiegel hatte erst kürzlich berichtet, daß 1998 neben dem erwarteten Verlust von 2,2 Milliarden Mark noch 400 Millionen Mark Sonderabschreibungen anfallen.

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