: Schröder voller Energie
■ Der Kanzler steckt mit AKW-Betreibern Rahmen für Energiekonsens-Gespräche ab
Hannover (taz) – Gestern traf Bundeskanzler Gerhard Schröder mit den Vorstandsvorsitzenden der Energieversorger Viag, RWE, Veba und Energie Baden-Württemberg zu einem Sondierungsgespräch zusammen. Dabei steckte er den Rahmen für die formellen Energiekonsens-Gespräche ab, zu denen er bereits im Januar einladen will. In den Gesprächen, die er selbst leiten wolle, würde „die Frage der Laufzeiten für eine geordnete Beendigung der Kernenergie“ verhandelt werden, kündigte Schröder an. Die Vorstandschefs der vier Energieversorger seien bereit, sich zu einigen.
Allerdings müßten dabei „die eigentums- und aktienrechtlichen Gegebenheiten nicht zuletzt zur Vermeidung von Schadensersatzforderungen beachtet werden“. Daran habe auch die Bundesregierung ein Interesse.
Bei den Entsorgungsfragen bestehe mit den Energieversorgern Einvernehmen über das Ziel. Allerdings seien auch dabei vertragliche, vor allem völkerrechtliche Vereinbarungen zu beachten, sagte Schröder mit Blick auf die Verträge der AKW-Betreiber über die Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente im Ausland.
Die Auffassung von Bundesumweltminister Jürgen Trittin, ein Verbot der Wiederaufarbeitung durch eine Änderung des Atomgesetzes sei entschädigungsfrei möglich, wollte Schröder nicht unterstützen: „Ich bin kein Völkerrechtler. Ich kenne weder die alten noch die neuen Verträge und werde keine öffentliche Bewertung dieser Frage abgeben.“ Ob die Rückstellungen der AKW-Betreiber für die Entsorgung künftig besteuert werden, darüber will Schröder nicht vor, sondern in den Konsensgesprächen verhandeln.
Daran teilnehmen sollen die Eigentümer aller AKWs und auf seiten der Bundesregierung auch Umweltminister Trittin und Wirtschaftsminister Werner Müller. Auf die Frage, warum Trittin nicht schon an dem gestrigen Vorgespräch mit den vier Vorstandsvorsitzenden teilnehmen durfte, antwortete Schröder: „Wen ich einlade, den lade ich ein.“ Jürgen Voges
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen