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Meyer-Werft kämpft

■ Bürgerini „Pro Sperrwerk“ kämpft für Sperrwerk in der Ems / Meyer-Werft muß ab 2001 die Ems stauen, um ihre Schiffe zu überführen / Stauwerkkritiker massiv bedroht

„Wir wollen das Emssperrwerk.“ Hako Haken, ehemaliger Bürgermeister von Weener und Betriebsratsvorsitzender der Meyer-Werft, ist sauer. Als Vorsitzender der neugegründeten Initiative „Pro Sperrwerk“ hat er namhafte Persönlichkeiten der Region um sich geschart, um „die schweigende Mehrheit für das Sperrwerk zu mobilisieren“, so Haken.

Auf den Mast brachte Haken die grüne Landtagsabgeordnete Meta Janssen-Kucz. Das Sperrwerk werde gegen den Willen der Bevölkerung gebaut, hatte die gestichelt. „Völlig falsch“, so Haken. Außer ihm selbst sitzen der ehemalige Bürgermeister von Papenburg, Heinrich Hövelmann (CDU), die jetzige stellvertretende Bürgermeisterin von Papenburg, Ursula Mersmann (CDU), der Altbürgermeister von Weener, Peter Fresmann (SPD), Elisabeth Popken vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und der Geschäftsführer der Oldersumer Dietrich-Werft, Wolfgang Boomgarden, im erweiterten Vorstand der Initiative. Sitz von „Pro Sperrwerk“ ist das DGB-Haus in Leer. Bislang gehörte keines der Mitglieder von „Pro Sperrwerk“ zur „schweigenden Mehrheit“. Papenburgs Ex-Bürgermeister Hövelmann ist in der Region als aggressiver Sperrwerksverfechter bekannt. Wolfgang Boomgarden von der Dietrich-Werft ist direkt betroffen. Sein Betrieb stellt Stahlprofile für die Fundamente des Sperrwerkes her.

Sperrwerkskritiker Walter Bünker sieht die Aktion mit gemischten Gefühlen. Seit der Gründung von „Pro Sperrwerk“ erhält er Morddrohungen. Bünker stellte bereits Anzeige gegen Unbekannt. Eine andere Strafanzeige bezeichnet „Pro Sperrwerk“ als „Kriminelle Vereinigung“. Nach Aussage eines Sperrwerksgegners sei es Ziel der Initiative, Richter und Naturschützer massiv einzuschüchtern und zu bedrohen.

Die Papenburger Meyer-Werft wird ab dem Jahr 2000 Luxusliner mit einem Tiefgang über 7,30 Meter bauen. Dann ist die Ems zu flach, um diese Schiffe von Papenburg an die Küste zu schleppen. Deshalb soll die Ems bei Gandersum kurz vor Emden aufgestaut werden. Da eine reine Stauschwelle für Niedersachsen nicht zu finanzieren gewesen wäre und nicht hätte genehmigt werden dürfen, legten die Planer das Stauwerk zusätzlich als Küstenschutzmaßnahme aus, sagen die Kritiker. Damit konnte der Bund das zur Zeit auf etwa 358 Millionen Mark angelegte Projekt mitfinanzieren.

Naturschutzverbände bestreiten den Küstenschutzeffekt des Sperrwerkes. Sie klagten gegen den Bau. Vor knapp einem Monat hat darum das Verwaltungsgericht Oldenburg einen vorläufigen Baustopp verfügt. Gegen diesen Beschluß hat die Bezirksregierung Weser-Ems nun ihrerseits Einspruch erhoben.

Ebenfalls noch nicht abschließend verhandelt ist die gerichtliche Prüfung, ob die letzte Emsvertiefung (auf 7,30 Meter ) vor drei Jahren überhaupt legal war. Über diese Klage von Naturschützern wird am 7. Januar vor dem zuständigen Oberverwaltungsgericht Lüneburg entschieden. Sperrwerkbefürworter und -gegner stehen sich dabei unversöhnlich gegenüber. Die einen wollen Arbeitsplätze gesichert sehen, die anderen verlangen einen nachhaltigen Schutz der Natur. Vorschläge, die Papenburger Werft in Teilen an die ostfriesische Küste zu verlegen, hat Werftchef Bernhard Meyer strickt abgelehnt. Eine Garantie für den Erhalt der Arbeitsplätze, auch mit einem Sperrwerk, hat Meyer bislang aber auch noch nicht gegeben.

Thomas Schumacher

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