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Zerstörter Dialog

■ Hamburger Ärzte streiken – und ernten Kritik von KollegInnen und Kassen

„Wir schließen für einen Tag, damit wir nicht ganz schließen müssen im nächsten Jahr.“ Diese Ankündigung an den geschlossenen Türen zahlreicher Hamburger Arztpraxen hat gestern gleichermaßen Zustimmung und Empörung ausgelöst. „Es ist ja auch in unserem Sinne“, äußerten PatientInnen Verständnis für die Aktion. „Wenn schon ein Streik, dann sollen die Ärzte auch zugeben, daß es um ihr Einkommen geht, und nicht so tun, als sorgten sie sich um die Zukunft der Patienten“, schimpfte dagegen Internist Gerhard Wienhold. Er hatte zusammen mit anderen an die ÄrztInnen appelliert, ihre Praxen geöffnet zu halten.

Zum Protesttag aufgerufen hatte die „Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KVH)“. Die Aktion richtete sich gegen das „Vorschaltgesetz“ zur Gesundheitsreform der Bundesregierung, das gestern vom Bundesrat beschlossen wurde.

Nach Angaben der KVH, in der sämtliche niedergelassenen ÄrztInnen zwangsweise Mitglied sind, folgte die Mehrheit der rund 2800 Hamburger und rund 4000 schleswig-holsteinischen MedizinerInnen der Aufforderung. In Kiel kamen rund 800 ÄrztInnen zu einer zentralen Veranstaltung zusammen. Für die Versorgung der PatientInnen wurden Notdienste eingerichtet.

Die gesetzlichen Krankenkassen warfen der KVH vor, „Honorarforderungen auf dem Rücken der PatientInnen auszutragen“. Auch der Hamburger Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery hatte die MedizinerInnen gewarnt, mit dem Protesttag zerstörten sie „die Dialogfähigkeit mit der neuen Bundesregierung“. Die habe „ein paar schlechte, aber auch ein paar gute Regelungen“ beschlossen.

Elke Spanner

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