: Mehr Macht den PflegerInnen
■ Der Gesundheitsexperte der Bündnisgrünen, Bernd Köppl, will Ärzte und Pfleger durch eine Landespflegekammer gleichstellen. Dazu hat er einen Gesetzentwurf vorgelegt
Der gesundheitspolitische Sprecher der Bündnisgrünen, Bernd Köppl, will die Pflegekräfte nicht länger den ÄrztInnen unterordnen. „Die hierarchische Struktur zwischen Ärzten und Pflegekräften ist historisch überholt“, so Köppl. Um diese aufzubrechen, setzt sich der Gesundheitsexperte seit langem für die Einrichtung einer Landespflegekammer und damit für die Selbstverwaltung der Pflegekräfte ein. Jetzt hat er dazu einen Gesetzentwurf vorgelegt. Ähnliche Vorstöße gab es zuvor in Bayern und im Saarland, doch durchgesetzt hat sich eine solche Kammer noch nicht. „Dabei ist eine Modernisierung lange überfällig“, sagt Köppl.
Mit der Einrichtung dieser Kammer — wie es sie im Gesundheitswesen für die akademischen Berufe bereits gibt — würden Schwestern und Pfleger den ÄrztInnen formell gleichgestellt, so Köppl. Er geht davon aus, daß dadurch langfristig sowohl das Selbstbewußtsein der Pflegekräfte als auch ihr gesellschaftliches Ansehen stiege. „Außerdem würde sich der Berufsstand dann selbst verwalten und wäre nicht länger in staatlicher Obhut.“ Damit könnten die Pflegekräfte Aus-, Fort- und Weiterbildung der Krankenschwestern und Altenpfleger selbst modernisieren. Köppl: „Da hat sich in den letzten Jahren viel zuwenig getan.“
Die Berliner Ärztekammer unterstützt den Vorstoß der Grünen. „Wir setzen uns seit Jahren dafür ein, die Pflegeberufe in die Selbstverwaltung zu überführen“, sagte Ärztekammerpräsident Ellis Huber zur taz. Bisher habe seiner Kammer oft ein klarer Ansprechpartner unter den Pflegeverbänden gefehlt: „Eine Kammer würde auch die Kooperation zwischen den Heilberufen verbessern.“
Die Pflegeverbände selbst sind etwas skeptischer: „Wir prüfen noch, ob es nicht auch andere Möglichkeiten für die Selbstverwaltung gibt“, erläuterte die Berlin-Brandenburger Geschäftsführerin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK), Marita Bauer. „Aber die Selbstverwaltung wollen wir.“ Denn bei vielen Entscheidungen, wie etwa den Verhandlungen über die Pflegesätze, so Bauer, sei gesetzlich die Einbeziehung der Selbstverwaltungsorgane des Gesundheitswesen vorgeschrieben. Die Pflegeverbände würden zwar einbezogen, aber das sei eine Frage des good will. Ein Problem: Der DBfK will eine bundeseinheitliche Regelung, die Kammern sind jedoch auf Landesebene organisiert. „Dennoch sind wir froh, daß die Grünen einen Vorstoß machen“, meinte Bauer dazu.
Dieser ist aber auch in Köppls Partei und weit darüber hinaus umstritten. Schließlich sind die Kammern, die die Standesinteressen ihrer Berufsgruppe vertreten und zudem eine Zwangsmitgliedschaft mit sich bringen, ausgesprochen konservative Organisationen. „Aber es gibt kein anderes Modell für die Selbstverwaltung dieser Berufe“, sagt Köppl. Er geht davon aus, daß die Grünen das Gesetz Anfang kommenden Jahres in das Abgeordnetenhaus einbringen werden. Sabine am Orde
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