: Ordnung für frisches Geld
■ Medienunternehmer Kirch erwägt Börsengang zuerst mit TV-Sendern – aber erst nach 1999
München/Berlin (dpa/taz) – Der klamme Medienunternehmer Leo Kirch will zuerst mit seinen traditionellen, rein werbefinanzierten Fernsehbeteiligungen Geld an der Börse erlösen. Bei einem Börsengang von Konzernteilen werde Kirch jedoch in jedem Fall stets mehr als 50 Prozent der Anteile behalten, sagte Geschäftsführer Dieter Hahn am Montag. Bei den Bezahlfernsehaktivitäten gibt es an der Börse indes nichts zu holen: „Beim Pay-TV müssen wir erst unsere Hausaufgaben machen.“ Für den Sender Premiere, den Kirch mit Bertelsmann für die digitale Zukunft rüsten wollte, gebe es immer noch kein gemeinsames Konzept. Hahn betonte, die Entscheidung über einen Börsengang sei noch offen. „In diesem Jahr halte ich das für ausgeschlossen.“
Derzeit versucht Kirch, das undurchsichtigste und zugleich zweitgrößte elektronische Medienimperium Deutschlands durch eine Neustrukturierung für Geldgeber attraktiv zu machen. Dabei geht es auch um neue Partner: Vergeblich hatte Kirch mit dem weltweit aktiven Medienzar Rupert Murdoch über einen Einstieg verhandelt. Gespräche mit Italiens Medienmogul Silvio Berlusconi und dem saudischen Milliardär al-Walid stocken Brancheninformationen zufolge. Die Entscheidung über neue finanzstarke Partner werde noch im ersten Quartal 1999 fallen, sagte Hahn jetzt.
Unter dem Dach der bereits bestehenden Kirch-Stiftung wird der Konzern künftig in drei Holding- Gesellschaften aufgeteilt: Sein leidlich profitables Kerngeschäft rund ums werbefinanzierte Fernsehen bündelt Kirch nun in der neuen Kirch Media KGaA: Hierzu zählen Film- und TV-Produktion, Programmlizenzen und der Sportrechtehandel. Versammelt sind hier auch Senderbeteiligungen Kirchs: neben Sat.1 (59 Prozent) und DSF (100) noch Sender in Spanien und Italien. Die zweiten Dachgesellschaft PayCo vereint das Abo-Fernsehen der Gruppe: Neben DF 1 (100 Prozent) und Premiere (25) gehören dazu der Schweizer Teleclub (40) sowie die digitalen TV-Joint-ventures Discovery und Krimitel (je 50). Auch das hochmoderne Sendezentrum BetaDigital ist hier angesiedelt. Zur dritten Holding, der Taurus Beteiligungs GmbH, schließlich gehört vor allem die Beteiligung Kirchs am Axel Springer Verlag (40,05 Prozent). Mit dabei sind auch die Bereiche Software- und Dekoderentwicklung, Musik- und Videorechte und Filmverleih. lm
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