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USA beschießen irakische Flugzeuge

■ Washington begründet die Aufrechterhaltung der Flugverbotszonen mit Berichten über die Hinrichtung von Schiiten. Briten und Amerikaner sollen das Hilfsprogramm der UNO verlassen

Washington (AP/rtr/dpa) – Im Luftraum über Irak ist es zu einer militärischen Konfrontation zwischen US-amerikanischen und irakischen Flugzeugen gekommen. Wie gestern nachmittag aus Regierungskreisen in Washington verlautete, schossen vier US-Kampfflugzeuge mit Luft-Luft-Raketen auf irakische Maschinen. Die Geschosse verfehlten den Angaben zufolge ihre Ziele. Jedoch sei ein irakisches Flugzeug abgestürzt, weil ihm offenbar der Treibstoff ausgegangen sei, teilte ein hoher US-Regierungsbeamter mit. Der Vorfall ereignete sich über der Flugverbotszone im Süden Iraks.

Der Konfrontation gingen letzte Woche Angriffe auf irakische Flugabwehrstellungen voraus, nachdem amerikanische und britische Flugzeuge vom Radar erfaßt worden waren. Irak hatte nach dem jüngsten Bombardement der USA und Großbritanniens erklärt, daß es die Flugverbotszonen im Süden und Norden des Landes nicht mehr respektieren werde.

Vor der jüngsten Konfrontation hatte die US-Regierung die Aufrechterhaltung der Flugverbotszonen mit Berichten irakischer Oppositionsgruppen gerechtfertigt, wonach in den vergangenen sechs Wochen im Südirak Hunderte von Menschen hingerichtet worden seien. Der Sprecher des US-Außenministeriums, James Rubin, erklärte, die Operation im Süden sei von dem zweiten Sohn Saddam Husseins, Kusai, geleitet worden. Sonderbrigaden hätten Massenverhaftungen vorgenommen und rund 2.000 Menschen aus den Sumpfgebieten am Fluß Schatt al- Arab als Geiseln nach Bagdad verschleppt.

Im Südirak leben hauptsächlich Schiiten, die auch in der irakischen Bevölkerung die Mehrheit stellen. Saddam Hussein gehört der sunnitischen Glaubensrichtung des Islam an.

Vor dem neuerlichen militärischen Schlagabtausch mit den USA hatte sich auch der Konflikt des Irak mit der UNO verschärft. Die Führung in Bagdad forderte die UN auf, die amerikanischen und britischen Mitarbeiter ihres humanitären Hilfsprogramms abzuziehen. Ihre Sicherheit könne nicht mehr gewährleistet werden, hieß es in einem formlosen Schreiben an die UN in New York. Ihre Visa würden deshalb nicht erneuert. Von den rund 400 Mitarbeitern der UN-Hilfsprogramme sind etwa ein Dutzend Briten und US-Bürger.

Dem Papier aus Bagdad waren entsprechende mündliche Mitteilungen Bagdads vorausgegangen. Der Irak würde nach Angaben von UN-Diplomaten das gesamte Hilfsprogramm „Nahrungsmittel gegen Öl“ gefährden, wenn die Ausweisung der Briten und Amerikaner offiziell gefordert würde.

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