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Etwas faul im Staate Dänemark

■ Der Radprofi Bjarne Riis will sich zu im Fernsehen erhobenen Dopingvorwürfen nicht äußern und spricht von einem Komplott

Kopenhagen (taz) – „Das sind nicht meine Werte. Jeder kann mit einem Zettel kommen, auf dem irgendwelche Zahlen stehen.“ Mit diesen Worten wies Dänemarks Radsportstar Bjarne Riis die schweren Dopingvorwürfe zurück, welche im dänischen Fernsehen DR 1 in einer zweiteiligen Dokumentation am Montag- und Dienstagabend gegen ihn erhoben wurden. Die mit „Preis des Schweigens“ titulierte Sendung des üblicherweise recht seriösen Senders will dokumentieren, daß Riis 1995 während der Tour de France, bei der er den dritten Platz erzielte, gedopt war. Er habe das verbotene Mittel EPO benutzt, welches die Fähigkeit des Blutes zur Sauerstoffaufnahme künstlich erhöht.

Zum Beweis legte die Sportredaktion von DR 1 schriftliches Material vor, das bei Riis gemessene Blutwerte – Hämatokritwerte, welche die Zahl der roten Blutkörper messen und einen Hinweis auf EPO-Gebrauch geben – dokumentieren soll. Im Januar 1995 lagen diese Werte danach bei 41,1 Prozent, etwa dem Normalwert für einen erwachsenen Mann, im Juli aber bei 56,3. Eine Steigerung, für die es laut des im Fernsehen zu Wort kommenden Mediziners Michael Friedberg vom Kopenhagener Reichskrankenhaus „keine natürliche Erklärung geben kann“. Der internationale Radsportverband hat mittlerweile einen Hämatokritgrenzwert von 50,0 Prozent festgelegt, eine Grenze, die es 1995 noch nicht gab. EPO stand allerdings schon damals auf der Liste der verbotenen Dopingmittel. Bei der damaligen Tour gehörte Bjarne Riis zum italienischen Radstall Gewiss-Ballan. Deren seinerzeitiger Masseur, Paolo Ganzerli, behauptete in einem in der Dokumentation ausgestrahlten Interview, „alle in der Mannschaft gebrauchten EPO.“ Persönlich habe er allerdings Riis nicht das Mittel nehmen sehen.

„Ich kann dazu nichts sagen“, war die Reaktion von Bjarne Riis, der alle Beschuldigungen als „Komplott“ zurückwies. In dänischen Medien wurde gestern zum einen hervorgehoben, daß es tatsächlich eine außergewöhnliche und auffallende Leistungssteigerung gewesen sei, die Riis 1995 den dritten Platz bei der Tour de France bescherte. Zu fragen sei aber, warum Beweismaterial und Zeugen erst jetzt auftauchten und Hinweise auf unzulässigen Medikamentengebrauch seit 1995 in der Schublade lagen. Kritisiert wird auch, daß DR keine Originaldokumente über Riis Blutwertmessungen vorgelegt habe, sondern nur Abschriften, deren juristischen Beweiswert man immer in Frage stellen müsse.

Peder Pedersen, Vorsitzender des dänischen Radsportverbands: „Hatte er wirklich Werte über 50, ist irgend etwas faul.“ Er forderte dazu auf, daß eine Ärztekommission die Geschichte überprüfen solle und erklärte sein Vertrauen zu Riis, bis diesem nicht EPO-Mißbrauch tatsächlich nachgewiesen sei: „Hat er allerdings etwas Ungesetzliches genommen, so halten wir nicht mehr die Hand über ihn.“ Riis beauftragte mittlerweile den Rechtsanwalt Karoly Nemeth mit der Vertretung seiner Interessen. Dieser will vom Fernsehsender als erstes die Vorlage aller Originaldokumente verlangen. Nemeth: „Halten die Papiere nicht das, was in der Sendung behauptet wurde, werden wir gegen den Sender notfalls auch gerichtlich vorgehen.“ Jan Rosenthal, Chef der DR- Sportredaktion: „Wir haben volles Vertrauen zu unseren Quellen und diese mehrfach gecheckt. Soweit ich es überschaue, haben wir auch noch mehr in der Hinterhand, falls es wirklich zu einem Gerichtsverfahren kommen sollte.“ Reinhard Wolff

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