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Kristallpalast mit CineStar

■ Den ganzen Tag etwas erleben: Im Weserpark neben der „Oase“ soll es ein Kinozentrum mit Gastro-Meile, Post und sogar einer eigenen Polizeistation geben

„Einkaufen und erleben – einzigartig in Norddeutschland“. Mit diesem Slogan wird das neue Konzept des Weserparks präsentiert: Etwa 50.000 Menschen kommen durchschnittlich jeden Tag zum Einkaufen, kennen die Adresse, und bald sollen sie dort weit mehr als einkaufen können. Im „Spätsommer“, so der Marketing-Chef Kai Lauterbach der Großkino-Kette Kieft & Kieft, wird im Weserpark der „Kristallpalast“ eröffnet.

Das soll weit mehr sein als ein Kinozentrum wie das Cinemaxx. Denn, so haben Befragungen in den Kino-Zentren von Lübeck und Chemnitz ergeben, über 60 Prozent der Kino-Besucher wünschen als „gastronomische Ergänzung“ ein italienisches Restaurant und die Möglichkeit, Billard zu spielen, die Hälfte können sich den Besuch einer Cocktail-Bar vorstellen, Biergarten, Bistro oder Musikkneipe hätten bei den mehr als tausend Kino-Besuchern jeden Tag eine interessante Laufkundschaft. Und das Kino-Zentrum am Platz Weserpark hat nicht nur den Parkplatz umsonst, sondern auch die Möglichkeiten, sich an die Marketing-Aktionen des Einkaufszentrums anzuhängen.

„Kristallpalast im Standortverbund“ heißt das Erfolgsrezept, das da angepriesen wird. Der Weserpark soll „wie ein Stadtteil“ werden, mit Post und Polizeistation und Fitness-Center und Sauna. Unter den Kinos (elf Säle, der größte mit 600 Plätzen) wird es also eine „Plaza“ geben, um die herum zehn gastronomische Angebote vom Fast Food bis zum „Radio-Café“ oder zur Orangerie gruppiert sein sollen. Auf dem Platz soll „ganzjährig“ ein Event-Programm geboten werden. Legoland soll dabei sein, ein Käpt'n Blaubär-Shop, ein MTV-Café. Ein „Western-Restaurant“ soll auch Kindern Zeitvertreib bieten. Die Bremer Kneipiers Ulrich Mickan und Lazi Klein haben von der Film-Kette „Kieft & Kieft“ den Auftrag bekommen, das gastronomische Angebot attraktiv zu gestalten.

Das bisherige Weserpark-Publikum kommt dabei zu 70 Prozent aus dem Umland. Deshalb sehen die Profis von Kieft & Kieft auch einen Markt neben dem Cinemaxx. Denn wo findet man sein Ziel so leicht und dazu einen Parkplatz vor der Tür? „Die meisten Kinobesucher kommen mit dem Auto“, weiß Lauterbach. Die wenigsten werden „den ganzen Tag“ im Weserpark verbringen. Aber wenn jemand das will, soll er den ganzen Tag etwas erleben. Der Prospekt sieht dabei den Weserpark durchaus in einer „integrierten Lage“, umgeben von „lockerer und verdichteter Wohnbebauung“. Auf dem Plan ist die Hans-Bredow-Straße bis zur Arberger Heerstraße durchgezogen, die Osterholzer Feldmark mit dem Vermerk „Wohnbebauung geplant“ versehen. Nahversorgungsfunktion auch im kulturellen Bereich wird für Hemelingen, Mahndorf, Tenever und so weiter gesehen und für Oyten und Achim auf die Nähe zum Bremer Kreuz verwiesen.

„Hier wächst über Jahre ein erfolgreicher Standort“, sagt Lauterbach. Und das ist bisher auch der Unterschied zu dem Vergnügungs- und Einkaufs-Space-Parkkonzept. Während das Vergnügungsangebot im Space-Park aber mit Hunderten von Millionen subventioniert wird, hat der Weser-Park-Betreiber jüngst mit drei Millionen Mark aus eigener Tasche die öffentlichen Zufahrts-Straßen ausgebaut. „Das ist ein Schönheitsfehler“, sagt Lauterbach höflich, ansonsten hat man im Weserpark keine Sorgen mit der Konkurrenz im Nordwesten. K.W.

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