Kommentar: Was zu beweisen war
■ Warum stimmenfangende Unionschristen keine unbedarften Zauberlehrlinge sind
Zwei Stunden an einem ganz normalen Sonnabend in einem ganz normalen Hamburger Stadtteil illustrieren: Die CDU entsichert mit ihrer Unterschriftenaktion gegen den Doppelpaß verbale Ladehemmungen deutscher RassistInnen. Doch der Vorwurf der rechtsextremen Geisterbeschwörung, Rahlstedt hat es gezeigt, greift zu kurz, weist er doch den Konservativen die Rolle des unbedarften Zauberlehrlings zu. Die aber haben sie nicht verdient.
Wenn eine Auswahl deutscher Durchschnittsbürger ungehindert verkünden kann, „wir“ hätten schon zu viele Ausländer und Ganoven hier, und kein CDUler will es gehört haben, dann ist das nur im besten Fall Vertuschung. Vielleicht hat auch keiner der Anwesenden die Parolen als ausländerfeindlich erkannt, sondern als Volkes Meinung, die es für die eigenen politischen Ziele zu nutzen gilt? Im schlimmsten Fall hat er oder sie innerlich genickt.
Egal, wie sich die Konservativen herausreden, ihre Beteuerungen, wahres Ziel der Unterschriftenaktion sei eine verbesserte Integration von AusländerInnen, sind unglaubwürdig. Und ihr argumentativer Dreibeinlauf ist so absurd wie gefährlich.
Nicht für CDU, SPD oder Grüne, sondern für die hier lebenden Menschen nicht-weißer Hautfarbe, gleich welchen Paß sie haben. Sie sind es, die den Rassismus, wie er am Sonnabend in Rahlstedt auflebte, ausbaden müssen und es sich nicht leisten können „wegzuhören“.
Angesichts dessen stimmt der Protest einiger weniger AntifaschistInnen klammheimlich freudig. Heike Dierbach
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