: Bremer Rückenwind für Schröder
■ CDU unterstützt Programm gegen Jugendarbeitslosigkeit
Fast 5.000 Jugendliche unter 25 Jahren sind im Land Bremen ohne Arbeit. Zahlen, die gestern eine seltsame Einmütigkeit im Parlament ausgelöst haben: Die CDU gab zähneknirschend einem Vorstoß der grünen Bürgerschaftsfraktion nach – und nickte einen Antrag zum Schröderschen Sofortprogramm gegen Jugendarbeitslosigkeit gemeinsam mit der SPD im Grunde ab: Die Parlamentarier überwiesen den Antrag in die Deputation für Arbeit.
Die grüne Bürgerschaftsfraktion hatte sich dafür stark gemacht, die aus Bonn zugesagten 22 Millionen Mark für das Bundesland Bremen so zielgerichtet wie möglich zu verteilen. Dazu solle Bremen ein regionales Programm zur „Mobilisierung für Ausbildung und Beschäftigung Jugendlicher“ starten – gemeinsam mit Kammern, Gewerkschaften, Arbeitsämtern, freien Trägern und der Unternehmerschaft.
Gezielt müßten die Jugendlichen vor Ort und mit neuen Angeboten „dort abgeholt werden, wo sie sind“, machte der Grüne Helmut Zachau klar. Viele hätten längst resigniert und seien „gar nicht mehr erreichbar“. Wie berichtet, hat das Bremer Arbeitsamt tatsächlich große Mühe, Jugendliche überhaupt zu ersten Beratungsgesprächen einzuladen.
Die CDU aber lehnte solche neuen Angebote zunächst ab: „Es kann nicht sein, daß wir jetzt mit einem goldenen Tablett los gehen“, sagte der CDU-Abgeordnete Uwe Siefert. Die Kritik von SPD und Grünen zur Ausbildungsplatzmisere in der Kohlära prallten an ihm ab: Mit Jugendarbeitslosigkeit kämpfe man schon seit über 20 Jahren, wehrte Siefert sich und gab dem grünen Antrag dann doch statt.
Da hatte SPD-Arbeitsmarktpolitiker Peter Sörgel die CDU offenbar gut beschwichtigt und auf die Grünen eingedroschen: In Bremen gebe es so viele Einrichtungen, die „sich jetzt eben alle einbringen und mitmachen müssen“, kritisierte er. Außerdem habe Bremen doch mit dem Programm „Hilfen zur Arbeit“ für alle unter 27 Jahren schon sehr viel getan.
Einzig SPD-Arbeitssenator Uwe Beckmeyer signalisierteEinigkeit mit den in Bonn mitregierenden Grünen: „Neue Wege“ zur Ansprache „resignierter Jugendlicher“ seien tatsächlich angesagt, meinte er. Auch ein neues Bremer Bündnis für Arbeit sei nötig: „Wir müssen dafür sorgen, daß das Programm ankommt“, appellierte er an alle – den Erfolgsdruck aus Bonn im Nacken. kat
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