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Die Hofberichterstatter und die Zaungäste

■ Schrieb die Grimaldi-Familie dem „Stern“ vor, was er über die monegassische Fürstenhochzeit berichtete?

„Die Trauung findet im engsten Familienkreise statt.“ Diesen Satz dürfte die Bunte-Redaktion mit Zähneknirschen in ihr „Protokoll der Hochzeit“ zwischen Caroline von Monaco und Ernst August von Hannover geschrieben haben. Die Bunte-Reporter waren nur Zaungäste, ihre Bilder zeigen vornehmlich Absperrungen und Spaliere. Einen Gast, der daran nicht ganz unschuldig ist, führen sie extra auf: „17 Uhr: Anwalt Matthias Prinz und seine Frau (...) treffen ein“. Immerhin war es Prinz, der Bunte jahrelang zu Schmerzensgeldern und Gegendarstellungen für das Paar verdonnerte, weil es das Blatt bei Fotos der zwei mit der Privatsphäre nicht so genau nahm.

Jetzt soll Fotoverhinderer Prinz zum Fotovermarkter geworden sein. Die – abgesehehen von wenigen offiziellen Fotos – bislang einzigen Hochzeitsbilder sind seit gestern im Stern zu sehen. Sie seien „vom Büro von Herrn Prinz weltweit angeboten worden“, behauptet Bunte-Chefredakteurin Patricia Riekel – „in Wirklichkeit geht es ihm gar nicht um Persönlichkeitsrecht“. Auch Margrit Mölnikes, die Fotochefin von Gala (das wie der Stern bei Gruner+Jahr erscheint) bestätigt: „Die Bilder hat Prinz verkauft.“ Der Anwalt war gestern nicht zu erreichen.

Es sind keine besonders guten Fotos, die der Stern stolz zeigt. Aber es sind die einzigen. Seltsam ist nur der Text dazu: Der liest sich so trocken wie ein Kommuniqué aus dem Neuen Deutschland und ist gegen die Stern-Usancen nicht namentlich gezeichnet – letztes Jahr hatte der Stern noch viel spritziger aus Monaco berichtet. Der merkwürdige Bericht sei kein Wunder, heißt es aus den Redaktionen mehrerer Blätter, die auch gern die Fotos gehabt hätten: Der Stern habe sie nur bekommen, weil er seine Berichte von den Grimaldis habe absegnen lassen. „Es gab eine Textvorlage“, behauptet auch Bunte-Chefin Riekel. Paris Match soll die Bilder des Fotografen Fritz von der Schulenberg abgelehnt haben, um sich keine Hofberichterstattung diktieren zu lassen, wird in mehreren Redaktionen erzählt.

Läßt sich der Stern, dessen neuer Chef Michael Maier eben laut auf kritische Berichte pocht, seine Zeilen von Fürstendienern vollschreiben? Ressortleiter Siegfried Schober, der die Bilder besorgt hat, wehrt ab. Er habe lediglich, „Leute um den Fotografen herum getroffen“ – er habe schließlich nicht viel über die Hochzeit gewußt. Und Matthias Prinz? „Es ist doch klar, daß wir Prinz informiert haben“ – aber nur, um zu verhindern, daß die Fotos von Paparazziblättern geklaut werden. Vermittelt habe die Bilder aber Karl Lagerfeld – auf Wunsch des Stern. Selbst der Preis, sagt der Stern-Mann, sei gut gewesen: „Im unteren Bereich.“ Lutz Meier

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