: Ab heute: Warnstreiks allerorten
Die Tarifverhandlungen sind gescheitert. Jetzt will die IG Metall den Arbeitgebern Dampf machen. Ein verstecktes Angebot für einen Kompromiß steht im Raum ■ Von Annette Rogalla
Berlin (taz) – Die Fronten verhärten sich in der Metallbranche. In mehreren Bundesländern hat die IG Metall seit heute zu Warnstreiks aufgerufen. Gestern waren auch in Baden-Württemberg die Gespräche geplatzt. Eine „furchtbare Wut“ hat Berthold Huber, Bezirksleiter der IG Metall Stuttgart bei seinen Kollegen ausgemacht. Er bezweifelt, daß den Arbeitgebern daran gelegen war, innerhalb der Friedenspflicht „überhaupt zu einem Ergebnis kommen zu wollen“. Zwölf Stunden vor Ablauf dieser Frist hätten sie für Baden-Württemberg ein Angebot unterbreitet, das unverhandelbar sei. „Die Zeit, um miteinander zu sprechen, ist leichtfertig vergeudet worden.“
In der Vergangenheit haben Gewerkschaft und der Arbeitgeberverband Gesamtmetall häufig das Stück der zwei Raufbolde geboten, die sich bekriegen, wo sie können. Eigentlich wollten sie es in dieser Tarifrunde absetzen. Sogar eine gemeinsame Kommission zur Beurteilung der wirtschaftlichen Lage hatten sie verabredet. Bevor sich die Gruppe im Dezember zusammensetzen konnte, hatte IG- Metall-Chef Zwickel bereits seine Forderung von 6,5 Prozent Lohnsteigerung vorgelegt. Dies war für die Arbeitgeber unannehmbar. Nachdem ihr Verbandschef Stumpfe zuvor bereits vier Prozent in die Runde geworfen hatte, revidierte er sein Angebot vergangenen Freitag auf zwei Prozent plus einer flexiblen ertragsabhängigen Einmalzahlung von einem halben Prozent, die nicht im Flächentarifvertrag festgeschrieben werden soll. Diesen Widerhaken will die Gewerkschaft nicht schlucken. Solche tariflichen Öffnungsklauseln sind unbeliebt. Die Mehrheit der Betriebs- und Personalräte hält dieses Instrument entweder für „generell problematisch“, zumindest aber „zwiespältig“.
Vor allem aber wollen die Metaller mehr Geld sehen. Als Basis für die geforderten 6,5 Prozent legen sie eine Inflationsrate von 1,5 und eine Produktivitätssteigerung von 2,5 Prozent zugrunde. Das ergibt exakt die vier Prozent, die Stumpfe zuvor geboten hatte. Die Gewerkschaft hält es für zumutbar, zusätzlich noch 2,5 Prozent als Umverteilungsspielraum zu fordern, trotz der sich verschlechternden Konjunkturprognosen. Noch sieht Gesamtmetall die Warnstreiks gelassen: „Die müssen wir hinnehmen“, sagt ein Sprecher. Weiß er doch, daß am 3. Februar in Baden-Württemberg die Verhandlungen weitergehen. Dies sei „ein ganz wichtiger Tag“. Möglich, daß die Arbeitgeber da ein verbessertes Angebot nachlegen.
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