: Die Bertelsmänner verkaufen Bücher übers Netz
■ BOL international wird neuer E-Commerce-Shop des Medienkonzerns mit speziellem Länderzuschnitt. Die Online-Konkurrenz ist schon seit Jahren dabei, Kunden zu finden
Berlin (taz) – Bertelsmann goes online. Auch das internationale Medienunternehmen gesellt sich in die Reihen der E-Commerce- Anbieter. Ab Mitte Februar bietet Bertelsmann mit „BOL international“ einen elektronischen Handel zunächst in Deutschland und Frankreich an. Der Start in weiteren europäischen Ländern soll später im Frühjahr erfolgen. Unter der Adresse bol.com können zunächst rund 500.000 Buchtitel und nach der Anlaufphase auch Musik- und Videoprodukte via Internet bestellt werden.
Im Herbst letzten Jahres – später als viele Konkurrenten – stiegen die Bertelsmänner durch das Joint-venture mit dem New Yorker Internet-Buchhandel barnesandnoble.com ins E-Commerce- Geschäft ein. Im Oktober hatten die Gütersloher 200 Millionen Dollar für eine 50-Prozent-Beteiligung am Internetgeschäft des US-Buchriesen Barnes & Noble gezahlt.
Mit BOL wolle man den besonderen Bedürfnissen der Länder gerecht werden, so Christof Ehrhart, Manager der Bertelsmann-Tochter. Lokale Angebote würden von Management-Teams vor Ort betreut. „Man kann nur erfolgreich sein, wenn das Angebot auf die Bedürfnisse des einzelnen Kunden zugespitzt wird“, sagte Ehrhart. Das finge schon damit an, daß ein französischer Kunde seine E-Mails in tadelloser Sprache beantwortet bekäme.
Der Buchhandel im Netz soll mehr sein als der Vertrieb von bedrucktem Papier. Geplant sei bei BOL ein Rundumservice, heißt es: Betreuung durch Customer-Care- Agents, individuelle Infopakete über Interessen der Kunden, ein möglicher Chat mit dem Lieblingsautor. Wie das heikle Problem der Bezahlungmodalitäten gelöst werden soll – dazu will man sich bei BOL vor dem offiziellen Start nicht äußern.
Bisher wird der Buchmarkt im Web noch von amazon.com beherrscht. Mit vier Jahren Erfahrung ist das Unternehmen schon Routinier in der jungen Branche. Seit August letzten Jahres ist auch ein deutscher Ableger (amazon.de) des US-amerikanischen Riesen aktiv. Bei amazon.de hat man angeblich noch andere Sorgen als das Bertelsmann-Projekt. „Was die Konkurrenz macht, kümmert uns erst an zweiter Stelle“, so Martina Frühwald, Sprecherin des Unternehmens. „Jetzt bemühen wir uns erst mal, Kunden an uns zu binden.“
Bisher war der Markt in Deutschland noch wenig ergiebig. 1998 nahmen Online-Buchhändler weniger als 20 Millionen Mark aus Bestellungen mit Computer und Modem ein. Experten sagen der Branche dennoch einen rasanten Boom voraus. Allein in Deutschland sollen nach Schätzungen im Jahr 2002 Bücher für rund eine Milliarde Mark verkauft werden. Bettina Langer
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