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Ist ein Einstieg nach dem Ausstieg überhaupt möglich?

■ Mit viel Geld vielleicht. Doch die Alternativen sind cleverer – Autokraftwerke zum Beispiel

Wirtschaftsminister Werner Müller hält einen Wiedereinstieg in die Atomenergie in ferner Zukunft immerhin noch für „denkbar“. Ganz ausschließen will das natürlich auch die Atombranche selber nicht. Aber es würde sehr teuer. „Das heutige kerntechnische Niveau basiert auf 40 Jahren Erfahrung. Deutschland hat dafür viel Geld investiert“, sagte gestern Wolfgang Breyer, Sprecher des Siemensbereiches Energieerzeugung/KWU in Erlangen. „Bei einem Neuanfang wäre teures Lehrgeld zu bezahlen.“

Siemens ist der einzige Erbauer von AKWs in Deutschland. „Wenn die Nachfrage nach Kernkraftwerken und Service zum Erliegen kommt, kann nicht Siemens über Jahrzehnte hinweg sein Know-how am Leben erhalten.“

Nach Ansicht von Lutz Mez, Geschäftsführer der Forschungsstelle Umweltpolitik an der Freien Universität Berlin, wird dieses Know-how auch gar nicht mehr gebraucht. „Die Spaltreaktoren sind schon länger ein sterbender Ast der Energiewirtschaft“, so Mez. „Die hatten ihre Hochzeit Mitte der 70er Jahre.“ Wesentlich wahrscheinlicher als ein Revival der Atombranche seien viele kleine Kraftwerke. „Die wirtschaftliche Schwelle der dezentralen Erzeugung sinkt ständig“, sagt Mez.

Außerdem ist die Entwicklung neuer Techniken wahrscheinlicher als der Rückgriff auf die strahlenden und teuren AKW-Kolosse. Amory Lovins, der US-Energiesparpapst vom Rocky Mountain Institute, schlägt zum Beispiel Autos als die Stromquelle der Zukunft vor. In seinem Projekt „Hypercar“ ist er schon ziemlich weit auf dem Weg zu einem komfortablen Niedrigemissionsauto. Er will sein Gefährt mit einer Brennstoffzelle antreiben. Diese Zellen verbrennen Sauerstoff- und Wasserstoffgas zu Wasser.

Derzeit kommt der Wasserstoff für die effektiven Zellen hauptsächlich aus der Umwandlung von Erdgas und heizt so den Treibhauseffekt ähnlich an wie ein Benzinauto. Sobald jedoch regenerative Stromquellen zur Produktion des Treibstoffs herangezogen werden, sieht die Rechnung anders aus: Der Sprit ist plötzlich trotz teurer Solarzellen preisgünstig, weil er vor Ort erzeugt wird und nicht mehr über Raffinerien und Tankstellen verteilt werden muß. Die Brennstoffzellen können im Haus Strom erzeugen, die Abwärme kann heizen und kochen.

Das Auto wird so zum Familienkraftwerk, meint das Rocky Mountain Institute: „Es steht 96 Prozent der Zeit nur herum. In zwei Drittel seiner Zeit könnte es ein 20-Kilowatt-Kraftwerk sein.“ Alle 150 Millionen Autos der USA zusammen könnten so fünfmal soviel Strom produzieren wie die derzeitigen Kraftwerke zusammen. Reiner Metzger

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