: Grams' Tod bleibt ungeklärt
■ Eltern des RAF-Mitglieds verzichten auf Revision. Fall Bad Kleinen abgeschlossen
Berlin (taz) – Die Eltern des in Bad Kleinen getöteten Wolfgang Grams verzichten auf eine Revision im Zivilrechtsstreit um die Todesumstände ihres Sohnes. Das teilten gestern die Anwälte der Familie des früheren RAF-Mitglieds mit. Damit wird ein Urteil vom September 1998 rechtskräftig, in dem das Landgericht Bonn eine Zivilklage zurückgewiesen hatte, mit der Grams' Eltern den Staat zur Erstattung der Beerdigungskosten verpflichten wollten.
Für Aufsehen hatte seinerzeit die Begründung des Richterspruchs gesorgt: Die Richter widersprachen darin deutlich den Ergebnissen des Abschlußberichts der Bundesregierung. Der ging von einem nachgewiesenen Selbstmord Grams' aus und lastete ihm auch den Tod des beim Antiterroreinsatz im Juni 1993 erschossenen GSG-9-Beamten Michael Newrzella an. Als Ergebnis der Beweisaufnahme stellte das Landgericht dagegen fest, daß bei Grams „weder Selbsttäterschaft bewiesen noch Fremdtäterschaft ausgeschlossen werden“ könne. Fehler des Bundeskriminalamts bei der Spurensicherung hätten einen Zustand der „Beweislosigkeit“ herbeigeführt, beklagte der Vorsitzende Richter.
Da Grams' Eltern nach dem Zivilprozeßrecht die Tötung ihres Sohnes hätten nachweisen müssen, entschied das Gericht gegen die Erstattungspflicht des Staates. Mit der Rechtskraft des Urteils sind alle in der Bundesrepublik anhängigen Verfahren im Zusammenhang mit dem Bad-Kleinen-Desaster abgeschlossen. Dem Straßburger Menschenrechtsgerichtshof liegt seit 1996 eine Menschenrechtsbeschwerde der Eltern von Grams vor. Gerd Rosenkranz
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen