Menschen statt Monitore

Hamburgerinnen fordern mehr Personal auf Bahnsteigen und in der U-Bahn  ■ Von Kristina Maroldt

Nachts auf einem einsamen U-Bahnhof. Die Anzeigetafel klappert ungewohnt laut durch die neonbeleuchtete Stille: noch vier Minuten bis zum nächsten Zug. „Was guckt der Mann da drüben so komisch? Will der was von mir?“, fragt sich in solchen Situationen manche Frau. Statistisch gesehen ist diese Panik eigentlich unbegründet: Nur 0,6 Prozent aller angezeigten Straftaten in Hamburg entfielen 1997 auf den Öffentlichen Personennahverkehr. Subjektiv gesehen fühlen sich jedoch vor allem Frauen auf Bahnsteigen und an Haltestellen bedroht. Paradoxerweise sind gerade sie die häufigsten Nutzer von Bus und Bahn.

„Viele Frauen haben in Bahnen das Gefühl, immer abwehrbereit sein zu müssen“, erläuterte am Dienstag abend auch Gleichstellungssenatorin Krista Sager auf einer Diskussionsveranstaltung in der Rathauspassage, die vom Gleichstellungsamt und den Hamburger Verkehrsbetrieben initiiert worden war. Es müsse gar nicht einmal zu körperlichen Übergriffen kommen, meinte Sager. Allein das Angestarrtwerden verursache bereits ein Streßgefühl.

Dem konnten die meisten der rund 250 DiskussionsteilnehmerInnen nur zustimmen. Generell vermitteln unübersichtliche Stationen bei vielen ein Gefühl der Bedrohung. Wer nachts seinen Anschlußbus wegen einer Verzögerung im Fahrplan verpaßt, muß oft eine Stunde auf den nächsten warten. Und das nur, weil das Funksystem der Hochbahn nicht rechtzeitig auf Verspätungen reagieren kann. „Da müssen wir dringend was tun“, gab Gudrun Rinninsland, Betriebshofleiterin der Hochbahn, zu.

Hauptkritikpunkt der meisten Frauen war jedoch die fehlende Präsenz von Personal auf Bahnsteigen und in den Waggons. Viele Frauen bevorzugen aus diesem Grund schon lange den Bus, weil sie dort direkten Kontakt zum Fahrer haben. Mehr Menschen statt anonymer Kameras und Monitore, lautete deshalb die Forderung.

Dem stimmte auch Selbstbehauptungstrainerin Angela Fuhrmann zu. Wichtig sei aber auch, daß nicht nur das Personal Verantwortung für die Sicherheit der Fahrgäste übernehme: „Technik und Personal sind zwar wichtige Elemente. Doch wichtiger ist es, daß zwischen den Menschen auf dem Bahnsteig eine Beziehung entsteht.“ Wo ersteinmal Blickkontakt entstehe, sinke die Hemmschwelle, in Gefahrensituationen dem anderen zu helfen.

„Wir Frauen müssen mehr Zivilcourage zeigen“, meinte denn auch eine ältere Dame und erzählte, wie sie selbst einmal einer jungen Frau in der S-Bahn geholfen hat: „Da setzte sich so ein fremder Mann neben ein Mädchen und fummelte ständig an ihrem Knie rum. Ich habe den Mann einfach solange angestarrt, bis er die Hand wegzog.“