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„Man muß nicht mit Spitzenfunktionären reden“

■ Durch die Unternehmerdrohung, das Bündnis für Arbeit zu beenden, will sich die IG Metall nicht von ihrer Lohnforderung abbringen lassen, sagt Harald Schartau, Bezirkschef in Nordrhein-Westfalen

taz: 6,5 Prozent mehr Lohn, paßt diese Forderung Ihrer Gewerkschaft in die heutige Zeit?

Harald Schartau: Die paßt sehr gut. Während sich die Beschäftigten in den vergangenen Jahren mit Lohnzuschlägen um die 2 Prozent begnügt haben, hat sich die Produktivität in den Unternehmen sprunghaft entwickelt. Sie lag bei 3 Prozent Zuwachs oder darüber, was entsprechende Mehreinnahmen bedeutet. Daran müssen die Belegschaften beteiligt werden.

Wieso spiegelt sich das zentrale Thema, Arbeitslosigkeit und Arbeitszeitverkürzung, nicht in Ihren Forderungen wieder?

Das liegt an der Systematik der deutschen Tarifverhandlungen. Im vergangenen Jahr haben wir getrennte Tarifverträge über die Altersteilzeit und die Beschäftigungsicherung abgeschlossen. Jetzt ist eben der Lohn dran.

Früher konnte die IG Metall über die 35-Stunden-Woche, die neue Stellen schaffen sollte, und den Lohn gleichzeitig verhandeln. Warum geht das heute nicht?

Die beiden Themen fielen vor Jahren zufällig zusammen. Wir haben hier aber nicht das holländische System, in dem über alles gleichzeitig gesprochen wird.

Was wurde zur Beschäftigungssicherung vereinbart?

Für die Beschäftigten ist es leichter, in Altersteilzeit zu gehen. Außerdem haben Betriebe nun die Möglichkeit, die Arbeitszeit zu reduzieren, ohne gleich Leute entlassen zu müssen. Das dient dem Erhalt von Jobs.

Was kommt für die Arbeitslosen dabei heraus?

Konkrete Zahlen für neue Stellen haben wir nicht vereinbart. Aber durch die Altersteilzeit werden Stellen früher frei, was einen Beitrag zum Abbau der Arbeitslosigkeit leistet.

Der Chef des Bundesverbandes der Arbeitgeber, Dieter Hundt, droht mit dem Ende des Bündnisses für Arbeit, falls die IG Metall nicht von ihrer 6,5-Prozent-Forderung abrücke. Nehmen Sie diese Ansage ernst?

Ach wissen Sie, der Chef des Verbandes Gesamtmetall, Werner Stumpfe, und auch Hans-Peter Stihl vom Industrie- und Handelstag reden das Bündnis für Arbeit seit 1996 systematisch tot.

Ist der IG Metall das Bündnis nicht so wichtig?

Natürlich ist es ein zentraler Punkt. Wenn aber die Spitzenfunktionäre der Unternehmerverbände meinen, einseitig aussteigen zu können, wird es eine andere Art von Bündnis geben.

Eine Gegendrohung?

Ich kann mir ein Bündnis vorstellen, an dem sich andere Leute beteiligen. Im Unternehmerlager gibt es genug verantwortliche Leute, die mit uns und der Bundesregierung reden wollen.

Ein Bündnis für Arbeit für jeden einzelnen Betrieb?

Nein. Ich sage nur, daß sich ein Bündnis mit Breitenwirkung auch ohne die Spitzenfunktionäre organisieren ließe. Interview: Hannes Koch

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