Die Hoffnung tickt

■ Wirtschaftssenator stellt seinen Arbeitsplan für 1999 vor. Erwerbslosigkeit sinkt kaum

CDU-Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner besitzt eine Armbanduhr, die man aufladen kann. Nicht mit Energie, sondern mit Geld. Ein Chip ermöglicht die elektronische Abbuchung mittels eines Lesegerätes. Wenn Branoner nächstes Wochende zum Skilaufen fährt, muß er also am Lift nicht mühsam den Pistenpaß unter der Jacke hervorkramen.

Die Gelduhr könnte irgendwann in Berlin in größerem Maßstab zum Einsatz kommen, hofft der Wirtschaftssenator. Mit der Uhrenfirma Swatch habe er schon ein erstes Gespräch geführt. Glückliche UhrenträgerInnen müßten dann bei der BVG kein Ticket mehr kaufen, sondern könnten ihre 3,90 Mark elektronisch vom Handgelenk entrichten. Vorerst bleibt es aber bei einer kleineren Lösung. Bis Ostern will Branoner ein Firmenkonsortium auswählen, das die „Smartcard“ in der Stadt einführt, eine der Telefonkarte ähnliche Chipkarte zur Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs. Dieses und andere Projekte erläuterte Branoner gestern im Rahmen seiner Präsentation der Wirtschaftspolitik 1999.

Mit der Einrichtung des „Berlin Investment Centers“ (BIC), das Unternehmen bei Investitionen an der Spree beraten soll, ist demnach frühestens im Jahr 2000 zu rechnen. Für Herbst 1999 kündigte Branoner einen ersten Probelauf der Computerprogramme an, die den Firmen alle notwendigen Informationen zur Verfügung stellen sollen. Das BIC solle als eigenständige Firma gegründet werden, in der die landeseigene Wirtschaftsförderung Berlin das Sagen hat und den US-amerikanischen Energiekonzern Southern Company beteiligt.

Vom früheren Konzept, Berlin zur Dienstleistungsmetropole zu machen, war nur noch ansatzweise die Rede. Für 1999 sagte Branoner ein Wirtschaftswachstum von 0,5 bis zu einem Prozent voraus, was die Arbeitslosigkeit von durchschnittlich 273.000 Personen (1998) auf 270.000 mit sich bringe. Berlin werde auch in diesem Jahr rund 25.000 Stellen verlieren und bleibe weiter hinter dem Bundestrend beim Wachstum (etwa zwei Prozent) zurück. Hannes Koch