Diskussion zum Holocaust-Gedenken
: Mit Kunst gedenken?

■ Bundestagsabgeordnete diskutierten

Als die Journalistin Lea Rosh 1988 die Idee für ein Holocaust-Mahnmal in Berlin hatte, hätte sie sich wohl kaum träumen lassen, daß sich die Entscheidung bis ins nächste Jahrzehnt hinziehen würde: Auch nach zwei Ausschreibungen hat die „Beurteilungskommission“ aus VertreterInnen des Berliner Senats und des Bundestags noch kein Modell ausgewählt. Der Bundestag darf mitentscheiden, weiß aber offenbar noch nicht, worüber. Das wurde am Donnerstag deutlich bei einer Veranstaltung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft.

Bremer Bundestagsabgeordnete diskutieren über das Thema „Wie werden Sie im Bundestag über das Holocaust-Mahnmal in Berlin entscheiden?“ Zu klären gab es dabei genug: Wo soll das Mahnmal stehen? Soll es aller Opfer des Nazi-Regimes gedenken oder „nur“ der Juden? Wie soll gemahnt werden? Ist Kunst dazu geeignet? Und wann soll der Grundstein gelegt werden? Solche Fragen debattierten am Donnerstag in der Galerie Rabus Marielouise Beck (Grüne), Ilse Janz (SPD) und Konrad Kunick (SPD).

„Ich glaube nicht, daß wir über einen einzelnen Künstler entscheiden werden,“ sagte Janz. „Das Parlament muß entscheiden, ob es ein Denkmal werden soll oder - auf Anregung von Kultusminister Michael Naumann - eine Kombination aus Mahnmal und Museum.“ Janz sprach sich für letzteres aus. Das wogende Feld aus Steinstelen (unregelmäßig angeordnete Quader) – derzeit favorisiertes Modell des Künstlers Peter Eisermann – ist ihr dagegen zu wuchtig.

Dagegen waren sich die drei Abgeordnenten über Berlin als Ort aber einig – auch über den Standplatz zwischen Reichstagsgebäude und Bundeskanzleramt. Dort müsse das Mahnmal „hineingerammt werden“, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Konrad Kunick, damit jede weitere tyrannisch gesinnte Macht „erst mal den Beton abkratzen muß.“

Und zum Bau eines Mahnmals erklärte der SPD-Mann: „Es geht vor allem darum, daß Erinnerungen nicht endgültig zu Grabe getragen werden. Es rührt an die letzte Frage, was Politik kann und was nicht. Zu verantworten ist der größte Mord des zweiten Jahrtausends, der in einem Staat angestellt worden ist.“ Dafür hielt Kunick eine Gaskammmer mit Eisentür und der biblischen Aufschrift „Du sollst nicht töten“ für am besten geeignet.

Nicht für die realistische Variante, sondern für die Ästhetik plädierte die Grüne Marielouise Beck. Die Kunst könne durchaus einen Teil des Terrors des Holocausts einfangen. Wie weit das auf die BetrachterInnen wirke, hänge von ihrem Bewußtseinsstand ab. Wichtig war den drei Abgeordneten, daß das Mahnmal finanziell nicht zu Lasten des Erhalts von Konzentrationslagern gehen dürfe.

Dagegen gingen die Meinungen über den Zeitpunkt der Entscheidung auseinander: „Ich war entsetzt zu lesen, daß erwogen wird, den Wettbewerb nochmal zu eröffnen,“ äußerte sich die Grüne Beck. Angesichts der Walser-Debatte um die „Rücckehr zur Normalität“ könne die Entscheidung nicht mehr aufgeschoben werden. Ob der Wettbewerb nochmal gestartet wird oder nicht: Der SPD-Bundestagsabgeordnete Konrad Kunick zog die derzeit laufende Legislaturperiode als zeitlichen Rahmen vor. be