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Nach der Aufregung läuft alles wieder normal

■ Die Teekampagne profitiert von Pestizid-Bericht der Stiftung Warentest zu grünem Tee

Berlin (taz) – Aufregung in der Teegemeinde: Die Stiftung Warentest hatte in ihrem Test-Februarheft grüne Tees gestestet und dabei bei der Hälfte der Stichproben einen „starken“ Gehalt an einem oder mehreren Pestiziden gefunden. Hat nun ein vielbeachtetes Medium wie Test eine langfristige Wirkung auf den Markt? Der Teeverband in Hamburg meint nein: „Die Leute kaufen grünen Tee nach wie vor“, so gestern Gisela Panzer, Geschäftsführerin des Vereins von Großhändlern und Importeuren. „Nach einer Woche Aufregung bei den Händlern und Kunden lief es wieder normal.“

Dabei waren die traditionellen Teehändler nicht alle gut weggekommen bei dem Testbericht. Einzelhändler fragen derzeit aber verstärkt nach Zertifikaten bei den Importeuren nach.

Gut weggekommen bei dem Test ist auch ein alter Widersacher der arrivierten Großhändler, vielleicht das erfolgreichste, sicher aber das bei den Importeuren ungeliebteste Unternehmen in der Branche – die Teekampagne. Ihr grüner 1998er Darjeeling war eine der wenigen Sorten, die nicht aus China oder Japan stammten, und nur gering belastet. In der kleinen Geschäftsstelle in Berlin gingen in den zwei Wochen nach dem Erscheinen des Test-Heftes etwa 500 Anfragen ein, so Geschäftsführerin Sabine Babendererde. Gar 300 Kunden bestellten pro Woche unter Berufung auf Warentest.

Die Kunden waren durch den Bericht auf den Hauptvorteil der Teekampagne aufmerksam geworden: Sie liefert Spitzentees zu konkurrenzlos günstigen Preisen. Seit ihrer Gründung 1984 hat die Berliner Firma den Markt für den Darjeeling aufgerollt. Sie ist längst der größte Lieferant für den Edeltee aus dem indischen Himalaya. Das würde schon genügen, um den Ärger der Konkurrenz auf sich zu ziehen. Doch die Teekampagne Projektwerkstatt GmbH, so der vollständige Name, hat noch eine weitere Todsünde in den Augen der Branche begangen: Sie läßt jeden Zwischenhandel aus, verzichtet sogar auf Ladengeschäfte und verkauft direkt in Paketen von 500 Gramm aufwärts an den Kunden. Das spart Geld und ermöglicht so die bekannten Kampfpreise.

Wenn viele Kunden bei dem Namenszusatz „Projektwerkstatt“ an eine Firma denken, die irgendwie „bio“ ist, so ist das bei der Teekampagne auch der Fall. Mitgründer Günter Faltin ist Professor für Wirtschaftspädagogik an der FU Berlin. Er will mit der Teekampagne vor allem eines beweisen: daß jeder mit einer guten Geschäftsidee ein erfolgreiches Unternehmen gründen kann – in seinem Fall die Idee, mit nur einer und dann aber der besten Sorte direkt auf den Markt zu gehen. Und bisher ist ihm das gut gelungen: derzeit liegt der Jahresumsatz bei etwa 15 Millionen Mark.

Ein Drittel der Ernte wird von mehr oder weniger biologisch anbauenden Plantagen in Indien bezogen und auch ein Projekt zur Wiederaufforstung der steilen Darjeelinghänge unterstützt. Es geht dabei nicht nur um Bioanbau, sondern auch um nachhaltige Entwicklung als Teil der Geschäftsidee, so Faltin. Unter seinen Studenten findet er schon Nachahmer. So hat ein ehemaliger Mitarbeiter Artefakt gegründet, eine Art Olivenölkampagne, die auch munter expandiert. Da sieht Professor Faltin den „Reichtum von unten“ wachsen. Reiner Metzger

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