: Soll die Europäische Union die Türkeipolitik der USA übernehmen?
■ Schriftsteller Günter Wallraff und EU-Abgeordneter Ozan Ceyhun im taz-Interview zur Verhaftung Öcalans
Berlin (taz) – „Die gewaltsamen Proteste der PKK-Anhänger haben bezüglich der Ablehnung der Reform des Staatsbürgerschaftsrechtes mehr erreicht als die Unterschriftenkampagne der Union.“ So der grüne Europaabgeordnete Ozan Ceyhun zur taz. Gleichzeitig wirft Ceyhun der Europäischen Union vor, im Fall der Verhaftung von PKK-Führer Öcalan versagt zu haben. Aufgrund des Fehlens einer gemeinsamen Nahost- und Türkeipolitik forderte er die EU deshalb auf, sich der Politik der USA anzuschließen und diese „europäisch zu korrigieren“.
Günter Wallraff vertrat dagegen die Auffassung, nun müsse von den skandinavischen Staaten eine Kurdeninitiative ausgehen. Die USA genießen aufgrund ihrer Verstrickung in die Entführung Öcalans im Moment wenig Vertrauen. Wallraff beklagte gleichzeitig, daß es bei den Reaktionen von Bundesinnenminister Otto Schily auf die Krawalle kein Nachdenken, Einfühlungsvermögen und keine Analyse mehr gebe. Schily werde Kanther immer ähnlicher. Gleichzeitig wies er darauf hin, daß die Ereignisse nicht mit der Diskussion um den Doppelpaß verknüpft werden dürften: „Jedes PKK-Mitglied würde die türkische Staatsbürgerschaft gerne zugunsten der deutschen aufgeben.“ Die Europäische Union verlangte gestern von der Türkei einen fairen Prozeß für den PKK-Führer Abdullah Öcalan. Gleichzeitig forderten die EU-Außenminister in einer gemeinsamen Erklärung Ankara auf, sich nicht weiter dem politischen Dialog mit der EU zu verweigern. espi Tagesthema Seite 3, weitere Berichte Seite 5
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