piwik no script img

Bäume abtreiben für den Papst

■ Trotz fehlender Baugenehmigung wurden gestern Bäume auf dem Areal für die Botschaft des Papstes an der Hasenheide abgeholzt. Anwohner protestieren, Bürgermeister forciert Neubau

Die katholische Kirche geht gegen die göttliche Schöpfung vor – und dies ohne Genehmigung. Auf dem Areal der geplanten Botschaft des Heiligen Stuhls an der Hasenheide sind gestern Bäume gefällt worden. Nach Ansicht von Alfred Kleinert, Mitglied der Bürgerinitiative „Volkspark Hasenheide“, bedeute die durchgeführte Abholzaktion einen Rechtsbruch, da diese nur mit einer Sondergenehmigung vorgenommen werden könne. Zugleich liege noch keine Baugenehmigung für die Nuntiatur vor.

Um die Papstbotschaft auf dem Gelände der katholischen Johannes-Basilika an der westlchen Hasenheide streiten sich seit längerer Zeit die Bürgerinitiative mit dem Bezirk Neukölln sowie der Kirche. Die BI wirft der Kirche vor, mit dem Bau eine wertvolle Grünfläche sowie den Baumbestand zu vernichten. Außerdem fürchtet sie, daß die Sicherheitsvorkehrungen der Botschaft Folgen für die Anwohner haben könnten. Neuköllns Bezirksbürgermeister Bodo Manegold (CDU), im Nebenjob auch Laienprediger, forciert den Neubau.

Auf dem Baufeld, sagte Kleinert zur taz, „sind insgesamt neun Bäume abgeschlagen worden“. Die Kirche habe immer behauptet, daß sie ihre Nuntiatur ohne Abholzung durchführen würde. Kleinert: „Jetzt sieht man, was wirklich passiert, wenn gebaut wird.“ Zu befürchten sei, daß noch mehr Bäume abgeholzt würden „und der öffentliche Zugang zum Park in Mitleidenschaft gezogen wird“. Die BI hat wegen der Aktion einen Rechtsanwalt eingeschaltet.

Manegold bestätigte gestern die Abholzarbeiten. Dennoch, so der Bürgermeister, sei keine Baumfällgenehmigung notwendig gewesen, da es sich bei den Bäumen um „Stangenholz“ gehandelt habe. Ein großer Baum sei ausgegraben und umgesetzt worden. Zugleich räumte er ein, daß noch keine Baugenehmigung für die Nuntiatur vorliege. Diese würde aber in den nächsten Tagen erteilt.

Für die Papstbotschaft soll im Mai der Grundstein gelegt werden. Der viergeschossige Bau mit einer Tiefgarage für rund 15 Millionen Mark wird dann zwischen der Basilika und dem Parkzugang errichtet werden. Während sich für den Nuntius, Erzbischof Giovanni Lajolo, der Bau „harmonisch der Landschaft anpaßt“, sieht die Bürgerinitiative eine Zerstörung von Natur, Fauna und Stadtklima voraus. Sie warnt außerdem vor einer Bodenversiegelung der im Flächennutzungsplan FNP ausgewiesenen Grünfläche. Um gegen die Botschaft zu protestieren, hatte die BI rund 3.000 Unterschriften gesammelt und dem Abgeordnetenhaus übergeben. Rolf Lautenschläger

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen