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Siemens-Manager korrumpiert in Korea

Vizepräsident der Siemens-Medizintechnik in Süd-Korea hat mit acht Millionen Mark Uniprofessoren bestochen, um an Aufträge zu kommen. Siemens lehnt Bestechung zwar strikt ab, hatte aber schon öfters damit zu tun  ■ Von Ulrike Fokken

Berlin (taz) – Korruption ist bei Siemens unerwünscht, dennoch kommt sie vor. Den jüngsten Fall von Bestechung hat ein Siemens- Mitarbeiter in Süd-Korea geliefert. Der deutsche Vizepräsident der Siemens-Sparte Medizintechnik in dem asiatischen Land soll insgesamt bis zu acht Millionen Mark an Mitarbeiter von Krankenhäusern gezahlt haben. Insbesondere Professoren von Universitätskliniken sollen die Hand aufgehalten und Siemens dafür Aufträge verschafft haben.

Die ARD-Tagesthemen hatten am Sonntag abend über den Fall berichtet. „Ich kannte die Vorwürfe schon ein wenig vorher“, sagte Ulrich Krips, Sprecher der Siemens-Medizinsparte in Erlangen, gestern zur taz. Er habe sich einen koreanischen Zeitungsartikel besorgt und übersetzen lassen, in dem von den Ermittlungen der koreanischen Staatsanwaltschaft berichtet wurde. Siemens untersuche die Vorfälle bereits auch intern. Doch ebenso wie die koreanische Staatsanwaltschaft wisse auch Siemens nichts über den Verbleib des Vizepräsidenten. Seitdem der Fall in Korea bekannt wurde, ist der Mann abgetaucht.

Mehrere korrupte Uniprofessoren waren greifbar. Die koreanische Staatsanwaltschaft hat sie festgenommen und einige seien auch geständig, hieß es. Sie erzählten den Ermittlern von Großaufträgen über medizinische Geräte wie zum Beispiel zur Krebsdiagnostik. Süd-Korea als eines der stabileren und fortschrittlichen Länder Asiens ist für Siemens ein wichtiger Markt. Nach Konzernangaben setzt die Sparte Medizintechnik 90 Millionen Mark in Korea um.

Woher der Vizepräsident die Millionen für die Bestechung hatte, wußte Krips gestern auch nicht. Überhaupt hatte er auf alle „guten Fragen keine Antwort“. Dabei ist Bestechung bei Siemens nichts Neues. Offiziell hat der weltweit agierende Konzern zwar die Antikorruptionsklauseln des Industrieländerclubs OECD unterschrieben. Auch verpflichtet das Unternehmen seine Mitarbeiter schriftlich, weder zu bestechen noch sich korrumpieren zu lassen. Doch die hehren Grundsätze aus der Chefetage hatten in der Vergangenheit nicht alle Mitarbeiter verinnerlicht.

Erst in der vergangenen Woche wurden in der Münchner Siemens-Zentrale mehrere Manager vernommen. Denn schon seit Anfang der 90er Jahre ermittelt die spanische Justiz gegen Siemens. Das Unternehmen soll über ein Ingenieurbüro 16 Millionen Mark an die damals sozialistische Regierung gezahlt haben, um an den Auftrag für die Schnellzugstrecke Madrid–Sevilla zu kommen. Immerhin ging es um 1,8 Milliarden Mark für die Strecke. Siemens bestreitet den Vorwurf der Korruption, schließlich habe man nicht gewußt, daß die Firma die Sozialisten mit großzügigen Spenden versorgt.

Nun gehörte Schmiergeld im Spanien der Sozialisten ebenso zum Tagesablauf wie der Sonnenschein. Und auch Koreaner haben eine anderes Verhältnis zum Geld als Mitteleuropäer. Hohe Geldgeschenke gelten innerhalb der Familie oder zwischen Geschäftspartnern als Zeichen des Repekts und der Anerkennung. Die koreanische Regierung ist jedenfalls bemüht, der Welt zu zeigen, daß das Land zuverlässig ist und nach den Spielregeln des Westens arbeitet. Die Staatsanwaltschaft setzt deswegen alles daran, den verschwundenen Siemens-Manager zu finden. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, wird er mindestens seinen Job los sein.

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