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Egal, wer gewinnt

■ Die legendäre Bundesligakonferenz erreicht mehr Fans als "'ran". Die ARD begleitete die Radioreporter ("Unter deutschen Dächern", 23 Uhr)

Für einen ganz kurzen Moment bleibt dem Fußballfan das Herz stehen — wenn Radioreporter Manfred Breuckmann mit lauter, klarer, euphorisch-sonorer Stimme „Tooorr in Bochum...“ ruft. „Los, sag' schon, Manni! Für wen?“ fragen sich in diesem Moment die Zuhörer. Sie drängeln sich an den Lautsprecher und versuchen aus der Intensität des von den Stadionrängen übermittelten Torjubels zu erschließen, wer da erfolgreich war. „Reneee Eijkelkamp...“, nimmt Breuckmann den Faden wieder auf — und sorgt mit dem Namen des Schalke-Stürmers für Gelsenkirchener Jubel und Bochumer Bestürzung.

Szenen wie diese spielen sich jeden Samstag überall ab. Bis zu zwölf Millionen Zuhörer verfolgen die vom WDR geleitete und von den sprichwörtlichen „angeschlossenen Funkhäusern“ übernommene Fußballkonferenzschaltung. Von soviel Resonanz kann die TV- Konkurrenz von „ran“ nur träumen — Sat.1 erreicht derzeit etwa halb so viele Sportfreunde.

Wie schafft das oft als veraltet abqualifizierte Medium Radio das? Woher rührt der Kultstatus der Fußballkonferenzschaltung? Diesen Fragen gehen Arne Birkenstock und André Schäfer in ihrem Film „Man sieht ja mit den Ohren“ nach, der in der Dokumentationsreihe „Unter deutschen Dächern“ ausgestrahlt wird.

Der Ball spielt im Verlaufe der 45 Minuten keine Rolle, kurzbehoste Fußballerbeine sind nie im Bild. Statt dessen wird die 90minütige Reportagearbeit von Stimmkünstlern wie Manfred Breuckmann („Wer gewinnt, ist mir total egal“), Günter Koch („Manchmal schrei ich einen rein“) oder Sabine Töpperwien vorgestellt. Viel Neues erfährt der Zuschauer jedoch nicht. Daß ein Fußballreporter „eine gute Stimme, einen großen Wortschatz, Talent zum Schildern und eine schnelle Auffassungsgabe braucht“ (Kurt Brumme), kann man sich denken.

Der gemeine Fan kommt ausführlich zu Wort — und doch zu kurz. In vielen Einstellungen werden nur Klischees reproduziert: Der fußballhörende Fan beim Autowaschen, auf die Fensterbank des Zechenhauses gestützt oder in der Kneipe „Auf Schalke“ im Trainingsanzug sein Pils trinkend.

Werden etwas außergewöhnlichere Fußballfreunde charakterisiert, bekommt die Dokumentation einen künstlichen Touch. So hört man Pfarrer Heinz Summerer sagen: „Heute spielt Bremen gegen Bayern. Da höre ich jetzt mal rein.“ Dann schaltet der Katholik das Radio ein, lehnt sich zurück, blickt gedankenverloren in die Luft — und der Zuschauer weiß: „Jetzt hört der Pfarrer mal rein.“

Die stärksten Passagen des Films sind die, in denen man Breuckmann und Kollegen einfach nur reportieren sieht und hört. Dann stellt sich selbst jetzt noch eine Gänsehaut ein — obwohl das Spiel schon lange vorbei ist. Und dieses Phänomen sagt mehr über den Mythos Radiofußball als alles andere. Markus Geling

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