Mit Lollis in die Steinzeit

Brotbacken, Feuersteine schärfen und Rentiere mit Pfeil und Bogen erlegen: Die Kinder-Ferienaktion im Helms-Museum  ■ Von Stefanie Heim

Das ist kein Museum, das ist ein Steinbruch: Ohrenbetäubendes Hämmern hört man schon draußen, denn hier schlagen rund 50 Kinder Steine aufeinander. Im Hamburger Museum für Archäologie und die Geschichte Harburgs, kurz: Helms-Museum, wird für einen Ferientag die Steinzeit lebendig.

Zwischen leder- und fellbespannten Zelten, Mammuts und dem Schädel eines Neandertalers sitzen Kinder mit Schutzbrillen auf dem Boden und schmieden Faustkeile. Die Museumsmitarbeiter haben dafür Feuersteine besorgt, die in ihrem Härtegrad fast an Diamanten herankommen. Mit einem runden Schlagstein muß der Flintstein so bearbeitet werden, daß flache Scheiben mit scharfen Kanten entstehen, die noch angespitzt werden.

Lasse ist voll konzentriert bei der Arbeit: Zuerst hat der Sechssjährige heute im Museumsgarten mit Pfeil und Bogen ein Rentier aus Pappe erlegt, jetzt bearbeitet er den Flintstein. Das soll eine Spitze für seinen Pfeil zu Hause werden; seine Mutti freut sich bestimmt schon darauf. Sein zweijähriger Bruder Lennert, das jüngste Ferienkind, versucht das Steineschlagen mit wilder Begeisterung, hat aber den tieferen Sinn der Aktion noch nicht erkannt. Ein bißchen geschnitten hat sich der siebenjährige Jan-Christopher, denn die Faustkeile werden sehr scharfkantig. Aber ein Steinzeitmensch kennt keinen Schmerz, und die Museumsmitarbeiter haben ihn sofort mit einem Pflaster verarztet.

„Hier hat sich schon so mancher Hamburger auf die Finger gehauen“, schmunzelt Rüdiger Articus, seit 20 Jahren Museumspädagoge im Helms-Museum. Viele Kinder kennen ihn schon von seinen Steinzeit-Aktionen: 400 Schulklassen pro Jahr finden die Steinzeit zum Anfassen spannender als den „bloßen“ Geschichtsunterricht.

Irgend jemand ruft, daß die Brotbäcker doch mal rüberkommen sollen. Ganze Horden stürmen zur Backstube, alle wollen ein kleines Brot probieren. „Schmeckt echt gut“, finden die Kinder. Coladosen und Lollis integrieren sie übrigens mühelos in die Steinzeit.

Vorab mußten sie das Getreide auf Originalsteinfundstücken aus dem Landkreis Harburg mit einem runden Mahlstein zerquetschen. Nach dieser Knochenarbeit sollten alle überlegen, was damals in den Teig kam: Getreide, Honig, Wasser und Salzkristalle, die durch das Kochen von Meerwasser übrigblieben.

Janina (9) ist heute mit ihrer „Tigergruppe & Rasselbande“ hier, mit der sie sonst nachmittags Hausarbeiten macht. Beim Pfeil- und Bogenschießen lag sie ganz schön daneben. Aber das Mehlmahlen hat ihr so einen Spaß gemacht, daß sie völlig euphorisch „jetzt jeden Tag selber Brot backen will!“. Ihre gleichaltrige Freundin Valeria kommt ins Philosophieren: „In der Steinzeit gab es nichts elektrisches, auch Feuer mußte man selbst machen. Man konnte auch nicht zum Laden gehen, Eier mußte man direkt selbst von Enten stibitzen.“

Dabei fällt ihr ein, daß der Magen ein bißchen knurrt. Schon fast ein Uhr: Zeit für ein neuzeitliches Mittagessen.

Nächste Kinder-Ferienaktion am 16. März von 10 bis 13 Uhr, Kosten: 3 Mark. Helms-Museum in der alten Feuerwache, Hastedtstraße 30-32, Anmeldung unter Tel.: 771 70 26 31