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„Tod den Vaterlandsverrätern“ – ganz privat

■ Rechtsextremist Roeder wegen Verunglimpfung der Regierung in Hamburg vor Gericht

„Dumme Frage“, blafft Manfred Roeder einen Journalisten an. Natürlich bereue er nicht, was er gesagt habe, „das war im Wahlkampf“. Auch als er Minuten später auf der Anklagebank des Hamburger Landgerichts Platz nimmt, bekennt sich der bekannte Rechtsextremist zu den Worten, die er im Dezember 1997 in einer Sendung des Magazins Panorama von sich gab: Die Bundesregierung sei entschlossen, Deutschland umzubringen, befand er damals und daß sie „alle den Tod als Vaterlandsverräter verdient hätten“.

Doch was auf dem Gerichtsflur noch „Wahlkampf“ hieß, soll jetzt plötzlich ein „privates Gespräch mit einer Journalistin“ gewesen sein – und damit weder öffentlich noch strafbar, versucht er sich gegen den Vorwurf der „verfassungsfeindlichen Verunglimpfung“ der Bundesregierung zu verteidigen.

Manfred Roeder liebt es, das Wort zu haben und setzt sich in Szene, wo er geht und steht. Mit einem hartnäckigen „Morgen, Morgen“ bahnt er sich seinen Weg durch den JournalistInnentroß, als würde er Freunde beim Fußball begrüßen und nicht auf dem Weg zur Anklagebank sein. Sein Publikum hat er sich mitgebracht. Einzeln werden alle seine Bekannten per Handschlag begrüßt, einer ruft ihm entgegen, er habe noch eine halbe Stunde Zeit, „Du kannst noch einen Vortrag halten“. Der das äußert, ist selbst der einzige, der seine Bemerkung als Witz begreift und lacht.

Als Auftritt inszeniert der 69jährige auch seine Aussage vor Gericht. Die demütigende Rolle als Angeklagter versucht er zu kompensieren, indem er den Märtyrer gibt. Unzählige Interviews habe er gegeben, nachdem im Dezember 1997 bekannt geworden war, daß er auf Einladung der Führungsakademie vor Bundeswehroffizieren einen Vortrag gehalten hatte – was später noch einen Unterausschuß des Bundestages beschäftigen sollte. Denn Roeder ist bekennender Rechtsextremist, der 1982 wegen Sprengstoffanschlägen, versuchter Anstiftung zum Mord und Rädelsführerschaft in der „terroristischen“ Vereinigung „Deutsche Aktionsgruppen“ zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt worden war.

Gern habe er aus seiner „Lebenserfahrung heraus gesprochen, wo doch heute alle in der Schule umerzogen wurden und verblödet sind“. Wenn ihm die einzelnen JournalistInnen „gefallen“ hätten, habe er ihnen nach dem Interview noch ein „privates Gespräch angeboten“. Auch der Reporterin von Panorama. Erst da sei die inkriminierte Äußerung gefallen.

Nun fühlt er sich ungerecht behandelt. Von Panorama. Von allen Medien. Und vom Gericht. Seine Freunde finden das auch. Sie nicken mitfühlend zu seinen Worten und lachen unisono höhnisch auf, wenn Roeder über die „Meinungsfreiheit“ spottet. Einer trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift „Meinungsfreiheit statt Verbote“.

Der Prozeß wird fortgesetzt

Elke Spanner

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