: Bulmahns Bildungsrat
■ Zukunftsministerin läßt sich beraten, um Unis und Schulen auf die Sprünge zu helfen
Berlin (taz) – Da lag die jüngste Umfrage über die Güte der deutschen Schule ja gar nicht im Trend! Die Zeitschrift Familie und Co veröffentlichte gestern eine Studie, in der sich rund 90 Prozent der Eltern zufrieden zeigten mit dem, was ihre Kinder beim Drücken der Schulbank erleben. Zu spät. Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) richtete zeitgleich ein „Forum Bildung“ ein. Schulen und Hochschulen sind Bulmahn zu schlecht. Und weil hierzulande die Länder bei der Bildung die Hosen anhaben, soll ein hochkarätiges Beratergremium den Schulen auf die Sprünge helfen.
Das Forum Bildung, bestehend aus acht Ministerialen von Bund und Ländern sowei acht noch zu berufenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, gemahnt an den Bildungsrat aus den 60er und 70er Jahren. 1963 stachelte der Bildungsreformer Georg Picht mit einer Artikelserie über „Die deutsche Bildungskatastrophe“ das Land auf. Und weil auch Kanzler Erhard über den Stand von Bildung und Wissen greinte, wurde ein Gremium installiert, das bis 1975 unermüdlich Empfehlungen schrieb. Tenor: „Anhebung des gesamten Ausbildungsniveaus der Jugendlichen.“
Heute heißt – so der Errichtungsbeschluß – die Aufgabe: „Jugendliche und auch Erwachsene auf neue Herausforderungen besser vorzubereiten und zur Übernahme von Verantwortung (...) zu befähigen.“ Bildungsministerin Bulmahn war allerdings klug genug, die Arbeit des neuen Gremiums bis 2001 zu begrenzen. Was sie will, ist, „eine große öffentliche Diskussion über die Bildungsreform“ anzuzetteln. Ging es in den 60ern um mehr Abiturienten und eine größere Durchlässigkeit zwischen Haupt-, Real-, und Oberschule, sind die Aufgaben nun vager und im Deutsch der Kultusbürokraten formuliert: „Sicherung der Qualität und der Zukunftsfähigkeit des deutschen Bildungssystems.“ Daß es damit im argen liegt, bewies Harald Schmidt. Der Talkmaster aus dem TV schnitt bei einem Geo-Wissenstest besser als zwei Kultusminister ab – die demnächst im Forum Bildung Platz nehmen werden. Christian Füller
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