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Muslime bei der Bundeswehr

■ Immer mehr Ausländer mit deutschem Paß leisten ihren Wehrdienst

Bonn (taz) – Aus Gründen des Datenschutzes gibt es bislang keine Statistik – aber die Zahl der Ausländer mit deutschen Paß, die in der Bundeswehr ihre Wehrpflicht ableisten, steigt. Daß auf die Truppe Probleme zukommen, schildert der Bericht der Wehrbeauftragten Claire Marienfeld am Beispiel der Rußlanddeutschen. 5.000 Spätaussiedler werden jedes Jahr eingezogen, 4.000 davon kommen zum Heer. „Dabei kommt es nicht selten zu einer gehäuften Einberufung in einzelne Verbände“, heißt es im Bericht der Wehrbeauftragten. Mangelnde Sprachkenntnisse bei den Einstufungstests führen dazu, daß die jungen Männer häufig in Einheiten Dienst tun, für die eine spezialisierte Ausbildung nicht nötig ist.

Die Konzentration von Spätaussiedlern, so die Klage der Wehrbeauftragten, begünstige die Herausbildung eigener Strukturen und einer eigenen Hierarchie untereinander. Ein Kompanieführer berichtete Marienfeld, daß er Gespräche nur mittels eines Dolmetschers führen konnte. Wichtige Themen sollen künftig in einer zweisprachigen Broschüre den Rußlanddeutschen vermittelt werden. Eine entsprechende Anregung von Marienfeld griff der Verteidigungsminister auf.

Das neue Staatsbürgerschaftsrecht wird auch die Bundeswehr vor neue Herausforderungen stellen. Wie viele Muslime bereits ihren Dienst in der Truppe ableisten, ist aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht zu ermitteln. Islamische Gruppen gaben für das vergangene Jahr rund 500 an, zumeist sind es junge Türken mit deutschem Paß. Noch nicht vorbereitet ist die Bundeswehr bislang auf praktizierende Muslime. Für Katholiken und Protestanten gibt es Militärpfarrer – nicht so für Muslime. Der evangelische Militärdekan am Zentrum für Innere Führung in Koblenz, Günter Steinhoff, plädiert für eine Anlaufstelle beim Verteidigungsministerium für nichtchristliche Soldaten. Im neuesten Wehrbericht ist davon keine Rede. sev

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