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Finanzsenatorin vertraut „chinesischen Mauern“

■ Investbank soll BWB-Privatisierung weiter betreiben, obwohl Interessenkonflikt möglich

Brotmesser schneiden Brot – meistens. Manchmal dienen sie als Mordwerkzeug. Der Mißbrauch sei eben nicht zu verhindern, sagt ein Investbanker der Dresdner Bank in Frankfurt. Mit dem Vergleich aus dem Alltag beschreibt er ein schwerwiegendes Problem, mit dem sich der Senat gerade hinsichtlich der Teilprivatisierung der Berliner Wasserbetriebe (BWB) herumschlägt. Denn die Investbank Merrill Lynch, die den Verkauf der BWB-Aktien organisiert, bringt möglicherweise geschäftliche Interessen durcheinander und schädigt dadurch das Land.

Merrill Lynch wurde vom Senat mit der Teilprivatisierung beauftragt, vertritt aber gleichzeitig einen Bewerber um die BWB-Aktien, den US-Konzern Enron, beim Börsengang seiner Wassertochter. Könnte die Investmentbank deshalb dazu neigen, Enron gegenüber anderen Bewerbern zu bevorzugen, obwohl deren Angebote möglicherweise besser sind? Wird das Brotmesser also zur Mordwaffe?

„Nein“, sagt Franz Etz von Merrill Lynch, der das BWB-Projekt koordiniert. Zwischen der Abteilung in den USA, die den Börsengang vorbereitet, und den BWB- Spezialisten existierten „chinesische Mauern“. Damit meint Etz Sicherheitsvorkehrungen, die die Wertpapiergesetze in verschiedenen Staaten verlangen, um die Vertraulichkeit von Geschäften sicherzustellen. Die Computerdateien seien voneinander abgeschottet und die MitarbeiterInnen dürften ihre Informationen nicht ausplaudern, weiß auch der Experte der Dresdner Bank. Doch unzulässige Zusammenarbeit sei eben nie ganz auszuschließen.

Nach Angaben ihres Sprechers Dirk Wildt vertraut SPD-Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heessing auf die chinesischen Mauern und ist sicher, daß „das eine Geschäft keinen Einfluß auf das andere“ habe. Merrill Lynch soll auch weiterhin die Privatisierung betreuen, die 2 Milliarden Mark in die Landeskasse bringen soll. Hannes Koch

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