: „Das Alpaka-Strick-Image schwindet“
■ Kaffee bleibt der Renner: Fair-Handelsorganisation Gepa 1998 mit Umsatzplus und schwarzer Null. Profi-Marketing für die bundesweit 750 Läden, Stellenkürzungen in der Gepa-Zentrale
Den höchsten Umsatz in seiner 24jährigen Geschichte verzeichnet das Fair-Handelshauses Gepa in seinem aktuellen Geschäftsjahr, das am 31.März endet. Er konnte um vier Prozent auf rund 58 Millionen Mark gesteigert werden. Damit steht die Gepa, das größte Handelshaus für fair gehandelte Erzeugnisse aus Entwicklungsländern, nach schwierigen Zeiten auch im Unternehmensergebnis mit 322.000 Mark wieder in einer „schwarzen Null“. Vom Gesamtumsatz des fairen Handels, der in Deutschland etwa 130 Millionen Mark beträgt, entfällt etwa die Häfte auf die von kirchlichen Gruppen getragene Gepa in Wuppertal.
Das positive Ergebnis für 1998 führt Marketingleiter Bernd Merzinger vor allem auf die Umstrukturierungen der letzten zwei Jahre zurück. Über 80 der bundesweit 750 Weltläden haben sich bundesweit zu Standort, Marketing und Sortiment beraten lassen. „Das Alpaka-Strick-Image schwindet“, meinte Merzinger gestern in Bonn. So konnte der Weltladen Karlsruhe Durmersheim durch einen Umzug in die beste Lage seinen Umsatz verdoppeln. Die Umstrukturierung und der Erfolg würden aber nicht nur mehr Kunden anziehen, sondern auch ehrenamtliche Mitarbeiter motivieren – und sogar Existenzgründer anregen. Umstrukturiert wurde aber auch die Gepa selber: Aus Kostengründen mußten 40 von 129 Personalstellen eingespart und der Katalogversand eingestellt werden.
Auch der Osten Deutschlands holt trotz Wirtschaftskrise und dünner Weltladenbesetzung auf. Die Regionalstelle Dresden verzeichnete laut Merzinger die höchste Umsatzsteigerung bundesweit. „Durch wirtschaftliche Förderung wie ABM-Maßnahmen konnte im Osten ganz anders eingestiegen werden“, begründet Merzinger den Aufstieg.
Steigerungen wurden vor allem im Bereich Süßwaren erzielt, aber auch der faire Kaffee fand höheren Absatz – trotz deutlich höheren Preisen auf dem Kaffemarkt und der Gepa. Nicht aufholen konnte das Handelshaus im Non-food-Bereich, hier waren nur die fairen Fußbälle mit einem zusätzlichen Umsatz von einer Million ein Erfolg, die besonders zur Fußball-WM in Frankreich für Aufsehen sorgten. An die Handelspartner in Übersee konnten insgesamt 37 Millionen Mark für Waren und Maßnahmen überwiesen werden. Geschäftsführer Thomas Speck strebt nach dieser Gesundung ein hohes Ziel an: „In Österreich und den Niederlanden wird eine Mark pro Kopf ausgegeben – das möchten wir auch erreichen.“ Maike Rademaker
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