Das Portrait: Eingeholt vom Erfolg seiner Bankkarriere
■ Jürgen Sarrazin
Eigentlich sollte seine Amtszeit als Vorstandssprecher der Dresdner Bank bis Mitte 1998 dauern. Doch schon 1997 wählte der Vorstand mit Bernhard Walter einen neuen Sprecher. Sarrazin verzichtete auch auf den üblichen Wechsel in den Aufsichtsrat. Mit der Verurteilung zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung und einer Geldbuße wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung ereilten den Privatmann nun die Folgen einer erfolgreichen Karriere.
Jurist Sarrazin, am 21. März 1936 in Freiberg (Sachsen) geboren, begann seine Karriere 1960 in der Karlsruher Filiale der Dresdner Bank. Mit Kenntnissen in fünf Sprachen war er für das Auslandsgeschäft eine ideale Besetzung. 1983 in den Frankfurter Vorstand berufen, trieb er die Expansion seiner Bank in Mittel- und Osteuropa, in Asien und auf dem amerikanischen Kontinent voran. Die Kooperation mit der französischen Bank National de Paris, die auf Sarrazins Betreiben 1993 beschlossen wurde, half bei dieser strategischen Ausrichtung auf das internationale Kreditgeschäft. Sarrazin holte Anfang der 90er Jahre den größten Treuhänder der Finanzoase Liechtenstein, Dr. Herbert Batliner, zu Verhandlungen nach Frankfurt. Für Kunden, die mehrere Millionen vor dem Fiskus verstecken wollten, wurde ein wasserdichter Service angeboten. Den nutzten auch hochrangige Mitarbeiter der Bank selbst, so Sarrazins Vorgänger, der Kohl-Berater Wolfgang Röller. Er läßt in Liechtenstein die Stiftung Gallumena verwalten.
Sarrazin sammelte Aufsichtsratsmandate in Tochter- und Beteiligungsgesellschaften der Dresdner Bank: Er saß in den Kontrollgremien beim internationalen Baukonzern Bilfinger + Berger, bei der Deutschen Hypothekenbank, bei Daimler- Benz, Degussa, Henkel, Hoechst, Krupp usw.
Anders als vor den Gerichten fand Sarrazins Arbeit bei Politik und Wirtschaft Gefallen: 1994 wurde er zum „European Banker of the Year“ gewählt, 1996 folgte der Orden „Légion d'Honneur“. 1992 war er von der Regierung Luxemburgs zum „Commandeur de l'Ordre Grand-Ducal de la Couronne de Chaine“ ernannt worden: Die Luxemburger Tochtergesellschaft der Dresdner ist eine der größten Banken des Landes. Sie verhalf deutschen Anlegern, einige Milliarden Mark anzulegen – und vor der deutschen Steuer zu verheimlichen. Werner Rügemer
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