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StörzeileRührende Rechner

■ Warum innere Reife beweist, wer vor dem neuen Computer weinen kann

Ergreifend ist es, die härtesten Kerle rührselig werden zu sehen. Etwa James Bond, der angesichts einer wohlgeformten Frau für einen Moment vergißt, daß er gerade die Welt zu retten hat. Oder Bruce Willis, aus dessen Augenwinkel eine Träne kriecht, wenn er das Sinken eines bombardierten Unterwassersuchgerätes samt Mannschaft beobachten muß. Harte Schale, weicher Kern.

Auch in Hamburg gibt es sie, die Männer, die ihr Leben mit Mördern, Totschlägern und Gewalttätern verbringen und sich doch auf ihre zarten Seiten zu besinnen wissen. Die Dienstoberen der Polizei zum Beispiel waren gestern sichtlich berührt. Zehn Jahre Kampf liegen hinter ihnen, aufopfernd und „mit einem Teamgeist wie nie zuvor erlebt“. Und ohne den er womöglich nie hätte gelingen können, der Übergang von der Schreibmaschine auf den Computer.

Der Weg dahin war beschwerlich. Voriges Jahr hat er die Stadt zigmillionen Mark und Innensenator Hartmuth Wrocklage beinahe seinen Kopf gekostet. „Das System hat große Schmerzen hinter sich gebracht“, erinnert sich Polizeipräsident Justus Woydt denn auch mit Grauen.

Aus derartigen Herausforderungen geht die Polizei zwar gestählt heraus, wußte deren Direktor Wolfgang Sielaff zu berichten: „Man muß lernen, mit Krisen fertig zu werden, ohne daß gleich die ganze Welt zusammenbricht.“ Doch scheute sich Woydt auch nicht, im nachhinein offen zu bekennen: „Der Leidensdruck war groß.“

Nur wer zu seinen eigenen Schwächen stehen kann, zeigt wahre innere Reife.

Elke Spanner

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