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Studienabbruch? Na und!

■ Ein geschmissenes Studium muß kein Hindernis sein: Melanie Franzen fand ihren Traumjob beim Deutschen Theater in Berlin

Mancher Chef reagiert pikiert und macht Theater, wenn Unvollendete es wagen, sich bei ihm vorzustellen. Professor Klaus Siebenhaar macht auch Theater, hat aber aus der Unvollendeten, der Kommunikationswissenschaftlerin Melanie Franzen, kein Drama gemacht: „Können Sie sich vorstellen, fürs Deutsche Theater zu arbeiten?“, fragte er sie. Nach dem Diplom fragte er nicht. Das kann Melanie nicht vorweisen, sie hat ihr Studium vorzeitig abgebrochen.

Seit gut drei Monaten macht die 27jährige nun für das renommierte Haus erfolgreich Öffentlichkeitsarbeit und Marketing. Daß sie als Studienabbrecherin gefragt wurde und sich nicht einmal bewerben mußte, „macht mich schon ein wenig stolz“, sagt die junge Frau, die im Berliner Stadtbezirk Mitte ein neues Zuhause gefunden hat.

In ihrer alten Heimat Trier hat Melanie Germanistik, Philosophie und Soziologie studiert und sich nebenbei der Medienkommunikation gewidmet; wie weiland Faust durchaus mit „heißem Bemühen“. Aber, ach, das Theoretisieren lag ihr nicht.

Ganze zwei Hausarbeiten hat sie in den fünf Semestern ihres Studiums zu Papier gebracht. „Ich bin ein pragmatischer Mensch“, sagt Melanie von sich und greift entschlossen nach einer bunten Tetra- Pak-Milchtüte, aus der sie ein Portemonnaie falten will. „An den praktischen Dingen im Studium hatte ich immer Spaß“, setzt sie nach.

So war es sicher mehr als nur Zufall, daß sie während eines Praktikums bei einem Hörfunksender in Berlin ihr Herz für die Stadt entdeckte und beschloß, das Studium Studium sein zu lassen. Melanie zog an die Spree und wollte Schauspiel studieren. Zweimal wurde sie abgewiesen. Die Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam und die für Künste in Berlin befanden, Melanie sei zu alt für die Schauspielerei.

In einer Zeitung stieß sie dann auf ein Job-Angebot der taz: Anzeigenakquisiteurin gesucht. „Ich wußte, das kann ich, schließlich hab' ich vor dem Studium eine Ausbildung als Verlagskauffrau gemacht“, sagt sie mit selbstbewußtem Ton in der Stimme. Melanie bekam die Stelle. Das geschmissene Studium war kein Stolperstein. „Ich bin immer sehr ehrlich damit umgegangen, habe gesagt, daß ich mein Glück in der Praxis suche und mit dem Universitätsbetrieb einfach nicht klargekommen bin.“

Mit der Praxis dagegen kommt sie klar. Sie schleppt Anzeigenkunden aus der Kultur heran, knüpft Kontakte und hilft damit nicht nur dem Verlag weiter. Das Deutsche Theater wird auf sie aufmerksam. Und sie sagt ja „zum Sprung ins kalte Wasser“, als ihr die Öffentlichkeitsarbeit in der renommierten Berliner Spielstätte angetragen wird.

Auch hier ist sie sich treu geblieben: einen Schritt wagen, auch ohne genau zu wissen, wohin er führt. „Ich glaube“, sagt die Buch- und Bühnenliebhaberin, „das hat Eindruck gemacht.“ Und weil es keine Zeitlücken in ihrer Bildungs- und Berufskarriere gibt, weil Melanie ihre Wechsel-Schritte gut begründen kann, ist sie davon überzeugt, daß der fehlende Universitätsabschluß „auch in der Zukunft nicht negativ auf mich zurückfallen wird“.

Das Tetra-Pak-Portemonnaie ist fertig, ihre Karriere ist es sicher noch nicht. „Aus einem fehlenden Diplom muß kein Drama werden, wenn man weiß, was man kann, und wenn man sich darauf konzentriert.“ Matthias Steube

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