: Soldaten mit rot-grünen Helmen
Rund 4000 Menschen demonstrieren in Hamburg gegen Angriffe der Nato auf Jugoslawien. GALier als „Kriegstreiber“ ausgepfiffen ■ Von Elke Spanner
Die Soldaten tragen rote und grüne Helme. Schon Stunden vor der Demonstration wurden am Samstag die Kopfbedeckungen der steinernen Kämpfer auf dem Kriegsdenkmal am Dammtor in den Farben der Bonner Regierungsparteien angemalt. Jetzt schützen PolizistInnen die rot-grünen Kämpfer vor den rund 4000 Anti-Kriegs-DemonstrantInnen, indem sie die Menschen nicht an das Denkmal heranlassen.
Obgleich überall Schilder mit der Aufschrift „Grüne Wähler haben nicht den Krieg gewählt“ zu lesen sind, halten einzelne GAlierInnen weiterhin unbeirrt ihre Parteifahnen hoch. Waren sie auf dem Ostermarsch vergangene Woche noch als Privatpersonen mitmarschiert, schwenken sie nun selbstbewußt grüne Flaggen. „Wir sind die Opposition in der Partei“, sagt eine.
Anerkennung erntet sie dafür nicht. Bevor die Demonstration sich formiert, ehe in Redebeiträgen Bundesregierung und Nato aufgefordert werden, die Bombardements auf Jugoslawien einzustellen, ist das Mitmarschieren „unter den Fahnen der kriegstreibenden Parteien“ das bestimmende Thema unter den DemontrantInnen. „Nie wieder Grün“ schmettern sie den GALierInnen entgegen, und: „Tretet aus der Kriegstreiberpartei aus.“
Die Demo zieht vom Dammtor über den Gänsemarkt und den neuen Jungfernstieg, um die Binnenalster und über die Mönckebergstraße zur Abschlußkundgebung auf den Rathausmarkt. Mitglieder der Hamburger PDS laufen mit, der Gewerkschaften „Erziehung und Wissenschaft“ und „Handel, Banken und Versicherungen“.
„BRD und Nato raus aus dem Balkan“, lautet die einhellige Forderung. Doch nicht nur der erste Angriffskrieg Deutschlands seit dem Zweiten Weltkrieg wird kritisiert, sondern auch der Umgang mit den Kriegsflüchtlingen – auch und gerade in Hamburg. „Die reichste Stadt Europas nimmt gerade mal 260 Menschen auf“, erinnert eine Sprecherin des Flüchtlingsrates. „Bis zum Beginn der Bombardements waren Kosovo-AlbanerInnen hier von Abschiebung bedroht, weil ihre Fluchtgründe für unglaubwürdig erklärt wurden.“ Die wenigen, die nun aufgenommen wurden, müßten in Neumühlen auf einem völlig überfüllten Schiff leben. „Ausgerechnet da sollen sie sich von ihren Kriegstraumata erholen.“
Auf dem Rathausmarkt wagt sich schließlich GAL-Sprecherin Cordula Leites ans Mikrofon. Doch ihre Rede geht in lauten Buh-Rufen und Gepfeife unter. „Das bedauere ich sehr“, ist Leites erschüttert über die Ablehnung, die ihr entgegenschlägt, denn „auch wir sind gegen diesen Krieg“. Doch selbst wenn „wir alle zurücktreten würden, hören Schröder und Fischer mit ihrer Außenpolitik nicht auf“.
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