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Hilfe gegen die Angst

■ Die Kosovo-Vertriebenen in Deutschland brauchen psychologische Hilfe. Mit extremen Traumatisierungen ist zu rechnen

Die in Deutschland angekommenen Flüchtlinge aus dem Kosovo haben zwar das Schlimmste hinter sich, doch ein rasches Ende ihres Leids ist nicht zu erwarten.

Ärzte und Psychologen weisen darauf hin, daß die Menschen, die jetzt nach tagelanger Flucht und teilweise schrecklichen Erlebnissen langsam zur Ruhe kommen, erstmals Zeit zum Nachdenken finden. Mechthild Wenk-Ansohn vom Berliner Behandlungszentrum für Folteropfer rechnet mit extremen Reaktionen: einerseits Rückzug, Schweigen und lähmungsartige Zustände, andererseits starke Erregung, Zittern, Ängste.

Fast alle Menschen würden nach solchen Erlebnissen die belastenden Szenen wieder und wieder vor Augen haben. Viele könnten zudem an Schuldgefühlen leiden, weil sie Verwandte auf der Flucht verloren haben oder zurücklassen mußten. „Zwischenmenschliche Gewalterfahrungen wirken besonders schockierend und auf lange Zeit verunsichernd“, sagt Mechthild Wenk-Ansohn. Diesem Mißtrauen müsse man etwas entgegensetzen, um Langzeitfolgen wie chronische Ängste und sozialen Rückzug vorzubeugen

Problematisch findet die Ärztin, daß die vertriebenen Kosovo-Albaner nur eine dreimonatige Duldung erhalten. In dieser kurzen Zeit könne man mit Psychotherapie nichts erreichen. Da viele Opfer von Gewalt ständig dieselben Szenen wiedererlebten und Angst hätten, darüber verrückt zu werden, sei es jedoch wichtig, Hilfe anzubieten. „Man muß ihnen zeigen, daß ihre Symptome normale Reaktionen auf eine unnormale Situation sind.“ Hilfe könnten entsprechende Beratungen Hilfe darstellen sowie Gespräche, die die Schamgrenzen der Betroffenen respektierten.

„Die beste Prävention ist, Kontakt zu schaffen“, sagt Dietrich F. Koch von der psychotherapeutischen Beratungsstelle Xenion. Koch beschäftigt sich seit vielen Jahren mit psychischen Problemen von Flüchtlingen. „Diese Menschen brauchen jetzt vor allem Zuwendung und Sicherheit.“ Als positiv wertet der Psychotherapeut, daß die Kosovaren bei ihrer Ankunft Hilfsbereitschaft und Solidarität der Deutschen gespürt hätten.

Besonders wichtig sind nach Meinung der meisten Experten geschulte Übersetzer. Deutschsprechende Angehörige sollten diese Aufgabe nicht übernehmen. „Viele Menschen schämen sich, vor den Verwandten über das Erlebte zu sprechen“, sagt Marion Helms-Wetzel von der DRK-Beratungsstelle für Flüchtlinge. Vor allem Kinder, die häufig schneller Deutsch lernen als ihre Eltern, seien als Übersetzer ungeeignet, da die Erzählungen der Erwachsenen und deren Hilflosigkeit angesichts von Gewalt Kinder besonders erschüttere. Yvonne Wieden

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