Dokumentation: „Das Erschießen selbst geht sehr schnell (100 Mann 40 Minuten)“
■ Bericht eines deutschen Oberleutnants über Transport und Erschießung von serbischen Juden und Zigeunern im November 1941
Geheim
Oberleutnant Walther O.U., den 1. 11. 1941 Chef 9./I.R. 433.
Bericht über die Erschießung von Juden und Zigeunern:
Nach Vereinbarung mit der Dienststelle der SS holte ich die ausgesuchten Juden bzw. Zigeuner vom Gefangenenlager Belgrad ab. Die LKW der Feldkommandatur 599, die mir hierzu zur Verfügung standen, erwiesen sich als unzweckmäßig aus zwei Gründen:
1. Werden sie von Zivilisten gefahren. Die Geheimhaltung ist dadurch nicht sichergestellt.
2. Waren sie alle ohne Verdeck oder Plane, so daß die Bevölkerung der Stadt sah, wen wir auf den Fahrzeugen hatten und wohin wir dann fuhren.
Vor dem Lager waren Frauen der Juden versammelt, die heulten und schrien, als wir abfuhren.
Der Platz, an dem die Erschießung vollzogen wurde, ist sehr günstig. Er liegt nördlich von Pancevo unmittelbar an der Straße Pancevo-Jabuka, an der sich eine Böschung befindet, die so hoch ist, daß ein Mann nur mit Mühe hinauf kann. Dieser Böschung gegenüber ist Sumpfgelände, dahinter ein Fluß. Bei Hochwasser, (wie am 29. 10.) reicht das Wasser fast an die Böschung. Ein Entkommen der Gefangenen ist daher mit wenig Mannschaften zu verhindern. Ebenfalls günstig ist der Sandboden dort, der das Graben der Gruben erleichtert und somit auch die Arbeitszeit verkürzt.
Nach Ankunft etwa 1,5-2 km vor dem ausgesuchten Platz stiegen die Gefangenen aus, erreichten im Fußmarsch diesen, während die LKW mit den Zivilfahrern sofort zurckgeschickt wurden, um ihnen möglichst wenig Anhaltspunkte zu einem Verdacht zu geben. Dann ließ ich die Straße für sämtlichen Verkehr sperren aus Sicherheits- und Geheimhaltungsgründen.
Die Richtstätte wurde durch 3 l. (leichte, d.Red.) M.G. und 12 Schützen gesichert:
1. Gegen Fluchtversuche der Gefangenen.
2. Zum Selbstschutz gegen etwaige Überfälle von serbischen Banden.
Das Ausheben der Gruben nimmt den größten Teil der Zeit in Anspruch, während das Erschießen selbst sehr schnell geht (100 Mann 40 Minuten).
BA-MA, RH 26-104/15, Tätigkeitsbericht der 704. ID.
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