Die Taubenzüchter

■ Viele Fragen, keine Antwort: Der Vorstand des Kunstvereins packt ein

Mit einem großen Blumenstrauß wurde der nach neun Jahren und drei Tagen aus dem Vorstand des Hamburger Kunstvereins scheidenden Vorsitzenden Maja Stadler-Euler wehmütig gedankt. Dabei waren von der Mitgliederversammlung eigentlich harte Auseinandersetzungen zu erwarten. Denn steter Mitgliederschwund bei geringen Besucherzahlen, die zu steigender Verschuldung führende Schere zwischen weniger Einnahmen und höheren Ausgaben sowie der Mangel jeglichen Programms in den letzten vier Monaten sind auch durch das ambitionierte Programm von Direktor Stephan Schmidt-Wulffen kaum aufzuwiegen. Dennoch ging es am Montag so freundlich zu wie bei einem Taubenzüchterverein.

Der alte Vorstand verbreitete einen gewissen Zweckoptimismus, war allerdings zur Hälfte nicht mehr bereit, sich erneut aufstellen zu lassen. Und die neuen Kandidaten wurden nach ihrer Haltung zur wichtigsten anstehenden Aufgabe nicht einmal befragt: der Verlängerung des Vertrages von Stephan Schmidt-Wulffen oder Neubestellung eines anderen Direktors ab 2001.

Mit Blick auf die Verbesserung der Finanzsituation wurden in den neuen Vorstand Herren aus Wirtschaft und Bankwesen gewählt: Die meisten Stimmen erhielt Dr. Stephan Horsthemke von der Nordstern Kunstversicherung. Die übrigen Vorstandsmitglieder für die nächsten drei Jahre sind: Der Restaurateur für Gegenwartskunst Christian Scheidemann, Frau Dr. Susanne Hegewisch, UKE-Ärztin und Sammlerin, der Unternehmer und Sammler Dr. Harald Falckenberg, Jürgen Vorrath, Geschäftsführer der Produzentengalerie, der Banckaufmann Ernst Pauw, die Kunstjournalistin Claudia Herstatt, die Künstlerin und derzeitige Hamburg-Stipendiatin Anja Corcilius sowie der konkrete Maler Rolf Rose.

Hajo Schiff