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Duve kritisiert Nato-Angriffe auf Medien

■ Der OSZE-Beauftragte warnt davor, Journalisten wie Kämpfer zu behandeln. Vertreter des Roten Kreuzes besuchen erstmals US-Gefangene in Belgrad

Der OSZE-Medienbeauftragte, Freimut Duve, hat sich „ernsthaft besorgt“ über die Nato-Angriffe auf das Gebäude des amtlichen serbischen Fernsehens und Rundfunks (RTS) in Belgrad gezeigt. Der Sender bilde zwar unbestritten „das Rückgrat von Miloevic' Kriegspropagandamaschine“, dennoch sei es besorgniserregend, wenn Journalisten in künftigen Konflikten als „Kämpfer“ behandelt würden, teilte Duve gestern laut einer Meldung der Nachrichtenagentur APA mit. Mit dem Angriff auf das serbische Staatsfernsehen werde ein „Präzedenzfall“ geschaffen, „der „extrem gefährlich“ sei, betonte der deutsche Medienbeauftragte der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).

Die Nato bestätigte gestern, daß Kampfflugzeuge der Alliierten zum zweiten Mal die Zentrale der Sozialistischen Partei in Belgrad bombardiert haben. Ein Nato-Sprecher teilte in Brüssel mit, ein Ziel des Angriffs sei eine Antennenanlage auf dem Parteigebäude im Zentrum Belgrads gewesen. Als weitere Angriffsziele nannte der Sprecher eine Radio-Relaisstation in Novi Sad sowie Treibstofflager bei Podgorica.

Vertreter des Internationalen Roten Kreuzes (IKRK) haben gestern zum ersten Mal die in jugoslawische Gefangenschaft geratenen drei US-Soldaten besucht. Das hatte der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Cornelio Sommaruga, am Montag nach Gesprächen in Belgrad angekündigt. Der Besuch sei in voller Übereinstimmung mit den in der dritten Genfer Konvention festgelegten Verfahren verlaufen, teilte das IKRK in Genf mit. Die Delegierten, zu denen ein Arzt gehört habe, hätten mit jedem Gefangenen vertrauliche Gespräche geführt. Sie hätten auch Briefe an ihre Familien schreiben können.

Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) haben die Flüchtlingslager in Makedonien mittlerweile die Grenze ihrer Kapazität erreicht. „Sie sind hoffnungslos überfüllt“, sagte UNHCR-Sprecher Kris Janowski gestern in Genf. Neu ankommende Kosovo-Albaner müßten auf dem Boden schlafen. Allein am Montag seien 3.500 Menschen im Zug oder in Bussen im Nachbarland angekommen. Dies sei die größte Zahl innerhalb 24 Stunden seit gut einer Woche. Der Zug aus Kosovo Polje ließ nach Flüchtlingsberichten an weiteren Bahnhöfen Hunderte von wartenden Menschen stehen, weil er überfüllt war.

In Albanien kamen den Angaben zufolge seit Montag 500 Flüchtlinge an. Die größte Gruppe unter ihnen bestand aus 230 völlig erschöpften Frauen und Kindern aus dem Dorf Dragacina nördlich von Prizren. AP/dpa/epd

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